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Univ.-Prof. Dr. Peter Heusser
Univ.-Prof. Dr.

Peter Heusser

Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin)
Professur für Medizinische Anthropologie (Seniorprofessur)
Professor

Tel.:
+49 2330 / 62-3633
Bereich:
Gesundheit
Ort:
Gerhard-Kienle-Weg 4
58313 Herdecke
Raum:
Haus D, DG
Fax:
+49 (0)2330 / 62-3810
Lebenslauf

Herkunft

  • Seit 1984 verheiratet mit Ursula Heusser-Schäfer, Eurythmistin und Heileurythmistin
  • Foreign Exchange Student in Pewaukee, Wisconsin, USA
  • Schule, Gymnasium und Matura im Kt. Solothurn, Schweiz
  • Geboren 29. August 1950 in Brienz, Berner Oberland, aufgewachsen als 3. von 6 Kindern einer Arbeiterfamilie in den Kantonen Bern und Solothurn, Schweiz

Akademische Ausbildung und Berufstätigkeit

  • Seit 1.1.2017 Seniorprofessor für Medizinische Anthropologie an der Universität Witten/Herdecke
  • Seit 2015 Initiant und Mitaufbau des Graduiertenkollegs für Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule Alfter, Mitglied der Steuerungsgruppe und des Kollegiums
  • 2009-2016 Universität Witten/Herdecke: Habilitation und Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin und Leiter des Zentrums für Integrative Medizin, Leiter des Instituts für Integrative Medizin (IfIM), Initiant und Co-Leiter des Forschungs- und Lehrzentrums Herdecke (FLZ)
  • 2003-2006 Universität Bern, Nachdiplomstudium zum Master of Medical Education, MME (UniBe)
  • 1995-2008 Universität Bern, Fakultät für Gesundheit: Leiter der Dozentur für Anthroposophische Medizin an der Kollegialen Instanz für Komplementärmedizin (KIKOM), Aufbau einer Forschungsabteilung für Anthroposophische Medizin,
  • 1998-2005 Schweizerisches Bundesamt für Sozialversicherung und Schweizerisches Bundesamt für Gesundheit: Experte für Evaluation der Komplementärmedizin und Mitglied des nationalen Lenkungsausschusses des nationalen Programms Evaluation Komplementärmedizin (PEK)
  • 1993-1998 Schweizerischer Nationalfonds für Wissenschaftliche Forschung: Co-Chairman eines nationalen Forschungsprojekts über Lebensqualität unter anthroposophischer Zusatzbehandlung bei fortgeschrittener Krebskrankheit (NFP 34).
  • 1983 Universität Basel, Promotion zum Dr. med.
  • 1977-1982  Weiterbildung in Allgemeinmedizin (Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie) und Anthroposophischer Medizin (Ita Wegman Klinik und Lukas Klinik Arlesheim, Schweiz) Facharzt für Allgemeine Medizin FMH. Fähigkeitsausweis für Anthroposophische Medizin VAOAS/FMH
  • 1969-1976  Universität Bern, Medizinstudium, eidgenössisches Arztdiplom

Klinische Praxis

  • 2009-2013 Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Lehrvisiten, Tumorboard, Konsiliarius für anthroposophische Medizin
  • 1995-2008 Inselspital Bern (Universitätsspital), Konsiliarius und onkologische Tumorambulanz, anthroposophische Medizin
  • 2008 Ita Wegman Klinik, Arlesheim, onkologische Tumorambulanz, anthroposophische Medizin
  • 1982-2007  Lukas Klinik Arlesheim, Schweiz, onkologische Tumorambulanz, anthroposophische Medizin, 2005-2007 Klinikleiter
  • 1978-1982  Verantwortlicher Arzt eines anthroposophisch orientierten heilpädagogisches Heims in der Ostschweiz

Forschungsschwerpunkte

  • Seit 1.1.2017 Universität Witten/Herdecke: Inhaber der Seniorprofessur für Medizinische Anthropologie. Forschungsprojekte zur Psychophysiologie von Sinnesprozessen (speziell soziale Perzeption),  Organologie (funktionelle Beziehung der Milz zum Digestionstrakt),  Leib-Seele-Interaktion (Emotion und Rhythmologie, epigenetische Wirkung von Stress), Beiträge der Anthroposophischen Medizin zur Medizinischen Anthropologie
  • 2009-2016 Universität Witten/Herdecke: Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin der Universität Witten/Herdecke. Aufnahme von Projekten zur Grundlagenforschung, translationalen und klinischen Forschung, Versorgungsforschung, Ausbildungsforschung. Beiträge zur medizinischen Anthropologie und Medizintheorie. Gründung und Aufbau des Forschungs- und Lehrzentrums (FLZ) am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, gemeinsam mit dem Gemeinschaftskrankenhaus und dem Integrierten Begleitstudium Anthroposophische Medizin (IBAM)
  • 1996-2005 Schweizerische Bundesämter für Sozialversicherung und für Gesundheit: Expertentätigkeit zur Erarbeitung von Kriterien zur Beurteilung des Nutzens von Komplementärmedizinischen Methoden, Mitglied des nationalen Lenkungsausschuss des gesamtschweizerischen Programms Evaluation Komplementärmedizin PEK1995-2005
  • 1995-2008 Universität Bern: Leiter der Dozentur für Anthroposophische Medizin. Aufbau einer Forschungsabteilung für Anthroposophische Medizin. Forschungsschwerpunkte: Medizinischer Anthropologie und Medizintheorie, Ausbildungsforschung anthroposophische Medizin und Komplementärmedizin, klinische Forschung zur Wirkung anthroposophischer Präparate und Therapien: immunologische und antitumoröse Wirkung von Mistelpräparaten, pro-koagulatorische Wirkung von homöopathisch potenziertem Antimon, Heileurythmie bei ADHS, Physiologische Wirkung von anthroposophischer Sprachtherapie, Grundlagenforschung über die Wirkung von homöopathischen potenzierten Substanzen in physikalischen und biologischen Systemen.
  • 1993-2006 Schweizerischer Nationalfond für Wissenschaftliche Forschung, Institut für Medizinische Onkologie der Universität Bern und Lukas Klinik Arlesheim: Co-Chairman einer mehrteiligen Studie über Lebensqualität bei Patienten mit fortgeschrittener Krebskrankheit unter Einfluss der anthroposophischen Tumortherapie (NFP 34)
  • 1990-2005 Medizinische Sektion am Goetheanum, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach, Schweiz: Einrichtung von wissenschaftlichen Arbeitsgruppen zu kardiologischen und neurologischen Themen.  Netzwerkbildung für Forschung in der anthroposophischen Medizin. Einrichtung des International Research Council der Medizinischen Sektion. Anstoß zur zentralen Literaturdokumentation für Anthroposophischen Medizin an der Universität Witten
  • 1991-1996 Lukas Klinik Arlesheim und Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie Kiew: Immunologische klinische Wirkung von Viscum album bei immungeschwächten Tschernobyl-geschädigten Kindern mit chronisch redizivierenden Infekten

Frühere Lehrtätigkeit

  • Zahlreiche Einladungen für wissenschaftliche Vorträge von verschiedenen Universitäten und Fachgesellschaften im In- und Ausland
  • 1995-2008 Medizinische Fakultät der Universität Bern. Problem-orientierter Unterricht, Vorlesungen, Seminare und Wahlpraktika in Anthroposophischer Medizin, für Studierende der Medizin, Pharmazie und Pflege
  • 1984-1990 Troxler Institut Basel: Mitbegründung und Durchführung eines naturwissenschaftlich orientierten philosophisch-anthroposophischen Studium Fundamentale.
  • Seit 1983 Anthroposophische Ärzteseminare Arlesheim und Filderstadt (Eugen Kolisko Akademie): Wissenschaftliche Grundlagen der Anthroposophischen Medizin
  • 1983-2005 Medizinische Sektion am Goetheanum: anthroposophisch-medizinische Studienkurse für Medizinstudierende
  • 1982-1990 Kantonale Pflegeschulen in Zürich und Sarnen, Schweiz. Einführungskurse in Anthroposophischer Medizin
Publikationen

Die vollständige Publikationsliste finden Sie unter den Kontaktdaten zum Download.

Forschung

Sinnesphysiologie und -psychologie, mit besonderer Berücksichtigung der sozialen Perzeption

  • Beiträge zu einer ganzheitlichen Sinneslehre. Die traditionelle Sicht der Sinnesphysiologie interpretiert den Sinnesprozess als eine rein physikalisch-physiologische Prozesskaskade, die zuletzt im Gehirn die Sinneserlebnisse als subjektive Erlebnisse erzeugt. Demgegenüber erarbeitet die Seniorprofessur im Einklang mit modernen Ansätzen von „extended Mind“, „Embodiment“, Informationstheorie und Rudolf Steiners Sinneslehre eine neue, integrativ psycho-physiologische Sicht, die den Sinnesprozess als beseelt und das Sinneserlebnis als Tatbestand einer objektiv zugänglichen Außenwelt versteht.
  • Sinneslehre und soziale Perzeption. Für eine personen-zentrierte Medizin ist die Fähigkeit einer empathischen Kommunikation zwischen Ärzten-, Pflegenden-, Therapeuten und Patienten wichtig besonders, wenn Patienten nicht nur als Körper, sondern auch als Personen wahrgenommen werden wollen. Die Frage nach der objektiven Zugänglichkeit von personalen Aspekten des Menschen ist deswegen von besonderer Bedeutung für die Sinneslehre. Die Seniorprofessur untersucht hier die philosophischen und neurobiologischen Grundlagen der 1917 erstmals von Rudolf Steiner beschriebenen höheren Sinnesfähigkeit des Menschen, die über das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten hinaus die spezifisch menschliche soziale Kommunikation ermöglicht:
  • den Sinn für Worterfassung,
  • den Sinn für Gedankenerfassung, und
  • den Sinn für das Erleben des Ich des anderen Menschen

Organologie und Leib-Seele-Interaktion des Menschen

  • Leben und Kausalität. Traditionell wird die Eigenschaft des Lebens der Organismen als Produkt molekularbiologischer Mechanismen interpretiert, die letztlich von den Genen gesteuert sind. Dieses reduktionistische Lebensverständnis wird jedoch zunehmend in Frage gestellt, indem sich die Regulation des Genoms kausal auch von extragenetischen Faktoren abhängig erweist und sämtliche molekularbiologische Prozesse letztlich vom holistisch organisierten „System“ des Organismus aktiv und damit kausal bestimmt werden. Dem System, dessen Wirken integral als „Leben“ erscheint, kann deswegen eine kausale Funktion zugeschrieben werden, die nicht mehr aus seinen Teilen stammt, sondern diesen gegenüber eine eigenständige, emergente Gesetzmäßigkeit und Wirksamkeit entfaltet. Die Seniorprofessur erarbeitet Beiträge zu einem so verstandenen systemischen Kausalitätsverständnis des Lebens, die zudem eine Verständnisbrücke zu komplementärmedizinischen Konzepten von Leben und Kausalität bilden können.
  • Die Milz als rhythmisches Regulationsorgan des Digestionstrakts. Die Milz entwickelt sich phylogenetisch und ontogenetisch im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gastrointestinaltrakt und galt in der alten Medizin auch als ein Verdauungsorgan. In der modernen Medizin stehen aber die hämatologischen und immunologischen Funktionen der Milz im Vordergrund. Über diese hinaus hat Rudolf Steiner 1911 erstmals eine rhythmische Regulationsfunktion der Milz bei der Nahrungsaufnahme postuliert. Diese Hypothese wird in der Seniorprofessur auf dem Hintergrund naturwissenschaftlicher Evidenz sowie experimentell überprüft.
  • Emotionen und rhythmisches System. Die wissenschaftliche Diskussion des Leib-Seele-Problems hat sich traditionellerweise vor allem auf den Bezug des Seelischen zum Gehirn fokussiert. Dabei wurden sämtliche Seelenfunktionen, d.h. Denken, Fühlen und Wollen, dem Gehirn zugeordnet, und der übrige Leib als Zulieferungsinstanz von Signalen zum Gehirn sowie als Ausführungsorganisation von Anweisungen aus dem Gehirn interpretiert. Tatsachen wie der Zusammenhang von Emotionen mit Hormonen und vegetativen Prozessen im Körper sowie die heutige experimentelle Untermauerung der sog. „Embodiment“-Theorie zeigen aber, dass das Seelisch-Geistige außer dem Gehirn auch mit dem übrigen Organismus verbunden sein muss. Rudolf Steiner hat diesbezüglich schon 1917 das Konzept einer physiologischen Dreigliederung  der menschlichen Organismus vorgestellt, in dem nur das Wahrnehmen und Denken dem Nerven-Sinnes-System und damit dem Gehirn zugeordnet wird, das Fühlen jedoch den rhythmischen Funktionen von Atmung und Kreislauf und das Wollen den metabolischen Funktionen des Stoffwechsel-Gliedmassen-Systems. Diese Konzeption wird in der Seniorprofessur anhand des empirischen Tatsachenmaterials zunächst an der Frage des Zusammenhangs von Emotionen und rhythmischen System überprüft.
  • Stressempfinden und epigenetische Regulation. Seelischer Stress trägt ursächlich viel zum Entstehen und Unterhalten einer ganzen Reihe von versorgungsrelevanten Erkrankungen bei. Aus einer integrativmedizinischen Perspektive befasst sich die Seniorprofessur mit der gleichzeitigen Wirkung von Stress auf verschiedene Seins-Ebenen des Menschen: seelisches Empfinden, Herzkreislauf, Biochemie und epigenetische Regulation. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit Forschern des Instituts für Integrative Medizin und der Abteilung für Funktionelle Genomik des Lehrstuhls für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Witten/Herdecke untersucht die Seniorprofessur für Medizinische Anthropologie erstmals die Wirkung von Stress im beschriebenen ganzheitlichen Ansatz auf mikroRNA im Speichel. Dem soll die Untersuchung der Stress-mindernden Wirkung von meditativen Verfahren der Komplementärmedizin auf psychologische, physiologische, biochemische und epigenetische Parameter, die gleichzeitig erhoben werden, folgen.

Beiträge der anthroposophischen Medizin zur medizinischen Anthropologie

  • Kommentierte Edition des medizinischen Schrift- und Vortragswerks Rudolf Steiners. Dieses Editionsprojekt ist ein Kooperationsprojekt der Seniorprofessur für Medizinische Anthropologie der Universität Witten/Herdecke mit dem Ita Wegman Institut für Anthroposophische Grundlagenforschung in Arlesheim, Schweiz, der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung sowie der Medizinischen Sektion am Goetheanum in Dornach, Schweiz. Beginnend mit dem Vortragszyklus „Geisteswissenschaft und Medizin“ (GA 312) wird das medizinische Schrifttum Rudolf Steiners in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe neu editiert, mit ergänzenden Materialien versehen und durch Kommentarbände zum historischen und wissenschaftlichen Kontext von Steiners anthroposophisch-medizinischen Konzepten ergänzt. Dadurch sollen diese Konzepte in den medizinisch-anthropologischen Zusammenhang der heutigen Medizin gesetzt werden können.

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: