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Nachricht vom 12.02.2018
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Die Krankheiten der Institutionen

Der Soziologe Hartmut Rosa bei seinem Vortrag über "dynamische Stabilisierungen"

Der Soziologe Hartmut Rosa bei seinem Vortrag über "dynamische Stabilisierungen"

Die Krankheiten der Institutionen

Forscher gründen internationales Forschungsnetzwerk zum Thema „Soziokulturelle Pathologien".

Kann es Familiensystemen, Firmen, Städten und Staaten ähnlich schlecht gehen wie Personen, die an Krankheiten leiden? Die vierte Jahrestagung des Wittener Instituts für institutionellen Wandel, ausgerichtet von der Fakultäten für Kulturreflexion (Prof. Dr. Matthias Kettner) und für Wirtschaftswissenschaft (Prof. Dr. Dirk Sauerland) der Universität Witten/Herdecke (UW/H), versammelte über 50 internationale Wissenschaftler aus Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie viele Gäste unter dem Thema „Institutional Pathologies: What can we learn from severely malfunctioning economic and political organization, institution, and networks?“

Unter welchen Bedingungen lassen sich bestimmte Begriffe von Störungen und Normalität, sowie Krankheit und Gesundheit auf tätige Gebilde übertragen, die keine Organismen sind, sondern aus sozialen Prozessen und Strukturen bestehen? Mit dieser Forschungsfrage beschäftigten sich Anfang Februar an der UW/H Experten verschiedener Gebiete. Basis der Analysen waren unter anderem chronische, die ganze Gesellschaft durchziehende Themen wie z.B. Korruption, kollektive unverarbeitete Traumata (Pogrome wie in Indonesien 1965, Genozide wie in Ruanda 1994), Lähmungen der globalen Wirtschaft (1929, 2008), moralische Blindheit in Unternehmen (Abgasskandal) und die Auslagerung von Verantwortung (Bankenregulierung). Typische Muster in sozialpathogenen Verläufen sind zum Beispiel die übergroße oder umgekehrt die zu schwache Ausdifferenzierung von Funktionen. Z.B. ist fraglich, ob Krankenhäuser, die plötzlich auch noch Gewinne erwirtschaften sollen  mit ihrer Funktion der guten Krankenbehandlung klarkommen.  Im schlimmsten Fall können solche Störungen  dazu führen, dass Organisationen überhaupt nicht mehr in der Lage sind, Reformen oder Korrekturen selbst durchzuführen. Sie müssen dann von außen „gerettet“ oder abgeschafft werden.

Analysiert wurden auch Fälle, in denen der Zweck der Organisation, für den sie eigentlich gegründet wurde, schleichend verlorengegangen war oder in denen angewandte Mittel und Methoden zum Selbstzweck wurden. Neben den Fragen der Diagnosemöglichkeiten wurden aber auch Lösungsvorschläge für erkennbare Fehlentwicklungen präsentiert, wie etwa neue Systeme zur Sicherung der Geldwertstabilität.

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