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Nachricht vom 20.02.2019
UniversitätWirtschaft und Gesellschaft

Die schwierige Balance zwischen Unternehmens- und Familieninteressen

Prof. Dr. Tom A. Rüsen

Prof. Dr. Tom A. Rüsen

Die schwierige Balance zwischen Unternehmens- und Familieninteressen

Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) veröffentlicht neue Studie zur Beziehung zwischen Unternehmerfamilie und Familienunternehmen.

Wie gestalten deutsche Familienunternehmen die Beziehung zwischen ihrer Unternehmerfamilie und dem zugehörigen Unternehmen? Welche Strategien nutzen sie, um ihr gemeinsames Zukunftsbild weiterzuentwickeln und entsprechende Verhaltensweisen für Familienmitglieder zu definieren? Diesen und weiteren Fragen geht die aktuelle WIFU-Studie „Die Unternehmerfamilie und ihre Familienstrategie – Einblick in die gelebte Praxis von Family Governance“ auf den Grund.

Das WIFU setzt sich seit über 20 Jahren intensiv mit der Thematik von Familienstrategie und einem darauf aufbauenden (Selbst-)Management der Unternehmerfamilie auseinander. Analog zu einer Unternehmensstrategie verfolgt eine Familienstrategie das Ziel, ein langfristiges Zukunftsbild zu entwickeln und für Familienmitglieder Verhaltensweisen zu definieren, die diesem Bild entsprechen. Die Unternehmerfamilie reflektiert also ihr Selbstverständnis als Familie und ihr Verhältnis zum Unternehmen bzw. wie es diesem auch in Zukunft als Ressource erhalten bleiben kann und will. Das Thema „Familienstrategie“ hat vor allem in den vergangenen Jahren enorm an Wichtigkeit gewonnen. Doch wie sieht es in der gelebten Praxis von Unternehmerfamilien aus? Welche familienstrategischen Elemente findet man in deutschen Unternehmerfamilien und welchem Zweck dienen diese?

Aus dem Inhalt
Die aktuelle WIFU-Studie macht deutlich, dass sich Familienunternehmen durchaus dessen bewusst sind, dass die Beziehung zwischen Unternehmen und Familie zielgerichtet gestaltet werden muss. Mehr als die Hälfte der Befragten (57%) verfügen über einen Gesellschaftsvertrag, der bestimmte erwünschte Verhaltensweisen der Familie definiert. Familientagen wird in 59 Prozent der Fälle eine große Bedeutung beigemessen, um den Zusammenhalt der Familie des Familienunternehmens zu stärken. Eine explizite Familienstrategie haben bereits 45 Prozent der befragten Mitglieder aus Unternehmerfamilien ausformuliert.

Ein weiteres Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Beweggründe Unternehmerfamilien für die Entwicklung einer expliziten Familienstrategie haben. Die Ergebnisse zeigen, dass Familienstrategien erstellt werden, um die Zukunftssicherung des Unternehmens zu gewährleisten (93%), um die zunehmende Komplexität der Unternehmerfamilie zu regulieren (82%) sowie aus Sorge um den Zusammenhalt der Unternehmerfamilie (81%).
Die größte Herausforderung bei der Umsetzung einer Familienstrategie liegt dabei in der Integration der Rechte und Pflichten aller Mitglieder der Unternehmerfamilie in deren Lebensalltag (50%). Auch werden die Kommunikation innerhalb der Unternehmerfamilie (45%) sowie die Anerkennung der Familienstrategie als bindendes Regelwerk, an dem sich das Handeln jedes Gesellschafters orientieren muss (42%), oftmals als problematisch beschrieben.

„Die Ergebnisse sind ermutigend und alarmierend zugleich. Ermutigend sind sie, weil sie zeigen, in welch hohem Maße sich Unternehmerfamilien heutzutage bewusst mit Familienstrategie auseinandersetzen und daran arbeiten, Strukturen zu entwickeln, die die Chance für das Überleben des Unternehmens deutlich verbessern“, erläutert Prof. Dr. Tom A. Rüsen, Geschäftsführender Direktor des WIFU und Mitautor der Studie. „Alarmierend sind sie, weil doch auch ein nicht unerheblicher Kreis von Familien nach wie vor die Augen vor dem Risiko verschließt, dass sie tragen, wenn sie bestimmte, zentrale Fragen nicht oder zumindest noch nicht angehen.“

Die komplette Studie steht Ihnen auf der Homepage des WIFU (www.wifu.de) und hier im Anhang kostenlos zur Verfügung.

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