Aktuelles
Nachricht vom 03.12.2018
UniversitätStudium fundamentale

Gertrud Kolmar: „Und trage den Edelstein…“

Blanche Kommerell

Blanche Kommerell

Gertrud Kolmar: „Und trage den Edelstein…“


Ein literarisches Porträt der jüdischen Dichterin von Blanche Kommerell am 10. Dezember in der Universität Witten/Herdecke.

Gertrud Kolmar ist das Pseudonym von Gertrud Käthe Chodziesner, einer deutschen Lyrikerin und Schriftstellerin, die im März 1943 in Auschwitz umgebracht wurde. Sie wird heute von Literaturwissenschaftlern mit Annette von Droste-Hülshoff, Charles Baudelaire und Else Lasker-Schüler auf eine Stufe gestellt. Die Regisseurin Blanche Kommerell und Studentinnen des Theaters der Universität Witten/Herdecke erinnern mit einem literarischen Porträt aus Briefen, Tagebuchtexten und einem Monolog an sie. Die Lesung beginnt am 10. Dezember um 20 Uhr in der Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Str. 50. Der Eintritt ist frei.

Mitte März 1943 schreibt ein Mann aus Berlin an seine in die Schweiz entkommene jüdische Frau über deren Schwester: „Ich weiß nicht, ob Trude Dir noch vor ihrer Abreise schreiben konnte; als ich jetzt einige Tage nach dem Luftangriff zu ihrer Wohnung ging, fand ich diese nicht so vor wie sonst in den letzten Monaten und wie ich sie vorzufinden hoffte. Obgleich man schließlich mit einem solchen Ereignis rechnen musste, wird Dich diese Nachricht schwer treffen...“ Die Rede ist von Gertrud Chodziesner, die bei einer großen Deportation der Nationalsozialisten, der sog. „Fabrikaktion“, Ende Februar 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde.

Sie war die Tochter des jüdischen Rechtsanwaltes Ludwig Chodziesner und seiner Frau Elise, wuchs in Berlin auf und war als Sprachlehrerin und Erzieherin tätig.

1917 erschien ihr erster Gedichtband unter dem Pseudonym Gertrud Kolmar. (Die Stadt Chodziesen in der damaligen preußischen Provinz Posen wurde 1878 in Kolmar umbenannt.) Ab Ende der 1920er-Jahre erschienen einzelne ihrer Gedichte in literarischen Zeitschriften und Anthologien. 1934 wurde ihr zweiter Gedichtband „Preußische Wappen“ publiziert. Diese Veröffentlichung brachte den Verlag auf eine Liste unerwünschter Verlage des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, von dem er dann boykottiert wurde. Kolmar durfte ab 1936 nicht mehr unter ihrem Künstlernamen publizieren, sondern nur noch unter ihrem Familiennamen Chodziesner. Ihr dritter Gedichtband „Die Frau und die Tiere“, der im August 1938 in einem jüdischen Verlag erschien, wurde nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 eingestampft.

Gertrud Kolmar, von deren Werk zu Lebzeiten relativ wenig erschien, gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Nach eher konventionellen Anfängen fand sie in ihren Gedichten vor allem ab Ende der Zwanzigerjahre zu einem eigenen, unverkennbaren Ton, geprägt von großer sprachlicher Virtuosität und Expressivität, unter gleichzeitiger Beibehaltung traditioneller Formen. In ihrem Werk herrschen Natur- und Frauenthemen vor, oft ins Mystische und Hymnische gesteigert. In Erinnerung an sie lesen Blanche Kommerell und Studentinnen des Theaters der UW/H ihre Gedichte und aus ihrer Erzählung „Die jüdische Mutter“, eine spannungsgeladene Berliner Geschichte.
 

Übersicht

Bereich:
UniversitätStudium fundamentale

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: