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Nachricht vom 19.04.2018
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Hurzzz! Oder: Wie kann man „Neue Musik“ falsch spielen?

Tagungsplakat

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Hurzzz! Oder: Wie kann man „Neue Musik“ falsch spielen?

Tagung der UW/H und der Tage der Neuen Musik am 27. April fragt nach perfektem Spiel und Fehlerkultur in modernen Aufführungen.

Hurzzz! Nur ein Wort und schon ist – zumindest bei Fans von Hape Kerkeling – das Problem der „Neuen Musik“ präsent: Das „Neue“ an ihr ist ja gerade, dass sie mit den überkommenen Harmonien und Akkordfolgen bricht, für den Laien also fast immer schon „falsch“ klingt. Also trieben es Hape Kerkeling und der Pianist Achim Hagemann auf die Spitze und narrten ein ebenso gediegenes wie kunstsinniges Publikum mit offenkundigem Quatsch. Doch was ist, wenn es in der Neuen Musik eben sehr wohl feste Partituren und klare Regeln gibt? Welche Fehler lauern da und wie gehen die Musiker und Komponisten damit um?

Das sind die Fragen der Tagung „Es falsch machen. Der Fehler in der Neuen Musik“, die am 27. April in „Haus Witten“, Ruhrstr. 86, von 9:30 bis 15 Uhr von der Fakultät für Kulturreflexion der Universität Witten/Herdecke (UW/H) ausgerichtet wird. Sie bietet damit während der Wittener Tagen für neue Kammermusik (27. - 29. April) einen Schwerpunkt zur theoretischen Reflexion. Referenten der Tagung sind: Dirk Baecker, Annesley Black, Ricardo Eizirik, Alain Franco, Mara Genschel, Gordon Kampe und Roman Pfeifer.

„Die Neue Musik hat ein gespanntes Verhältnis zum Fehler und dem Falschen, auch wenn sie diese von Anfang an begleitet haben. Zuerst einmal gibt es den gezielten Regelverstoß mit ‚falschen‘ Akkordverbindungen, der Lockerung tonaler Zusammenhänge bis zu ihrer Verabschiedung, das Aufbrechen etablierter Formen, der Verstoß gegen den guten Geschmack etc. Der Fehler besteht dann vor allem darin, gegen die bisher vorherrschende Tradition verstoßen zu haben“, erklärt Dr. Christian Grüny, Lehrbeauftragter an der Fakultät für Kulturreflexion der UW/H und Organisator der Tagung. Aber, so denkt er weiter, der Verstoß gegen die Regeln der Tradition sei geradezu das Standardverfahren, mit dem man kulturell Neues erzeuge. „Die Protestform des „Falschen“ hat also fast immer bereits neue Regeln im Blick – das Falsche ist also bereits erkennbar als das neue Richtige.“
Und auch wenn die Neue Musik meist nicht mehr auf fünf Notenlinien notiert wird – mehr oder weniger aufwendige Verfahren, wie die Komponisten den Klang festlegen gibt es auch dort. Also kann der Musiker sich auch weiterhin klassisch „verspielen“, es ist nur schwieriger zu hören, als bei traditioneller Musik. „Insgesamt kann man sagen, dass in der Ausbildung und der Aufführung in der Kunstmusik bis heute eine extreme Fehlerfeindlichkeit herrscht und Virtuosität und Perfektion weithin ungebrochene Ideale darstellen“, ordnet Grüny die „Fehlerkultur“ in der Neuen Musik ein. „Dilettantismus und Dequalifizierung, die in der bildenden Kunst und der Performancekunst das Ideal der Virtuosität seit langem verdrängt haben, haben in der Neuen Musik kaum Anklang gefunden.“


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