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Nachricht vom 15.10.2019
UniversitätWirtschaft und Gesellschaft

Kafka: Organisation, Recht und Schrift

Prof. Dr. Günther Ortmann

Prof. Dr. Günther Ortmann

Kafka: Organisation, Recht und Schrift

Buchvorstellung findet am 23. Oktober in der Universität Witten/Herdecke statt.

„Das menschliche Wesen, leichtfertig in seinem Grund, von der Natur des auffliegenden Staubes, verträgt keine Fesselung, fesselt es sich selbst, wird es bald wahnsinnig an den Fesseln zu rütteln anfangen und Mauer, Kette und sich selbst in alle Himmelsrichtungen zerreißen." (Franz Kafka, Beim Bau der Chinesischen Mauer)

Günther Ortmann, Professor für Führung am Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung an der Universität Witten/Herdecke ist einer der Herausgeber eines neuen Buches über Franz Kafka: Am Beispiel Kafkas zeigen er und Marianne Schuller (Professorin für Literaturwissenschaft und Dramaturgin), wie Literatur-, Organisations- und Rechtswissenschaften sich ergänzen. Zur öffentlichen Buchvorstellung am 23. Oktober 2019 ab 18 Uhr in der Universität Witten/Herdecke trägt auch Manfred Schneider (Literatur und Medienwissenschaftler) bei.

Kafkas Literatur ist mit den Diskursen der Moderne in Sachen Organisation und Recht durchzogen und führt doch über deren abstrakte Vorstellungen hinaus. Dass Kafka Jurist und genauer Kenner der industriellen Produktion, der Bürokratie und der Versicherungswirtschaft war, hat Spuren in seinem literarischen Werk hinterlassen. Zum Beispiel scheint seine Bekanntschaft mit Frederick Winslow Taylors Scientific Management in nahezu satirischer Form in Beim Bau der chinesischen Mauer auf. Von den Abgründen des Rechts handelt der Jurist Kafka etwa in seinem berühmtesten Roman Der Proceß. Umgekehrt haben seine Romane und Erzählungen die avancierte Organisationstheorie und auch das juristische Denken inspiriert und auch verstört. Die Korrespondenzen, die das Werk Kafkas zu jenen Diskursen unterhält, untersucht das neue Buch von Günther Ortmann, Professor für Führung am Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung an der Universität Witten/Herdecke, das er im Verlag Velbrück Wissenschaft zusammen mit Marianne Schuller, Literaturprofessorin an der Universität Hamburg herausgegeben hat. Darin geht es unter anderem um die Differenz zwischen Kafkas literarischen Fiktionen und den Theoriefiktionen der Sozialwissenschaften.

Führende Literatur-, Organisations- und Rechtswissenschaftler/innen sondieren in dem Band das Verhältnis von Literatur und Sozialwissenschaften am Beispiel Kafkas: Christian Becker, Timon Beyes, Rüdiger Campe, Stanley Corngold, Jana Costas, Barbara Czarniawska, Andreas Fischer-Lescano, Robin Holt, Christian Huber, Wolf Kittler, Günther Ortmann, Carlo Salzani, Manfred Schneider, Marianne Schuller, Amadou Korbinian Sow, Gunther Teubner, Benno Wagner und Samuel Weber.

Zur Buchvorstellung werden Günther Ortmann und Marianne Schuller zusammen mit dem Germanisten Manfred Schneider von der Ruhr-Universität Bochum die Hintergründe ihres Projektes erläutern und zentrale Erkenntnisse dieses interdisziplinären Austausches mit dem Publikum diskutieren. Günther Ortmann: „Mein BWL-Studium an der FU Berlin habe ich in den sechziger Jahren einmal für ein ganzes Semester unterbrochen, um Kafka zu lesen. Jahrzehnte später habe ich erst begriffen, warum er mich so fasziniert und was das mit meiner Organisationstheorie zu tun hat – Stichwort bootstrapping à la Kafka – ‚Nichts unter den Füßen haben, mit den Füßen erst den Boden zusammenscharren, auf dem man gehen wird.‘“

Günther Ortmann, Marianne Schuller (Hg.): Kafka - Organisation, Recht und Schrift, 440 Seiten gebunden, ISBN 9783958321762, 49,90 €, www.velbrueck.de/Programm/Kafka.html

Anmeldungen zu dieser kostenfreien öffentlichen Veranstaltung werden erbeten unter rmi@uni-wh.de.  

 

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