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Nachricht vom 26.01.2018
UniversitätWirtschaft und GesellschaftStudium fundamentale

Können Funktionsstörungen von Organisationen mit menschlichen Krankheiten verglichen werden?

Können Funktionsstörungen von Organisationen mit menschlichen Krankheiten verglichen werden?

Eine Forschungskonferenz an der Uni Witten/Herdecke versucht, sozialphilosophische, medizintheoretische und psychotherapiewissenschaftliche Perspektiven auf Dysfunktionen in Politik und Wirtschaft anzuwenden.

„Institutional Pathologies - What can we learn from severely malfunctioning economic and political organizations, institutions and networks?” So lautet der Titel der Forschungskonferenz, die am 1. und 2. Februar an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) stattfindet. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern sich Verständnisweisen von Krankheit, Störung und Gesundheit, die sich in der ärztlichen Heilkunst, der Medizintheorie und Psychotherapiewissenschaft mit Bezug auf lebendige Personen entwickelt haben, auf sozial organisierte, aktive und „lebendige“ Gebilde übertragen lassen. „Können wir gravierende Dysfunktionen, wie sie in Organisationen wie zum Beispiel Krankenhäusern, Wirtschaftsunternehmen, politischen Parteien oder Familiensystemen unter bestimmten Bedingungen auftreten, besser begreifen und besser mit ihnen umgehen, wenn wir sie in Analogie zu Symptomen und Krankheitsprozessen begreifen?“, fasst Prof. Dr. Matthias Kettner die Fragestellung der Konferenz zusammen. „Können wir auf diese Art Probleme wie zum Beispiel ärztliche Entprofessionalisierung, hohe Krankheitsstände, chronische Korruption, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die Häufigkeit von Suchtstörungen oder Suizidneigungen unter Heranwachsenden besser erklären?“

Versuche, die Perspektive der Pathologie auf Sozialgebilde zu erweitern, werfen laut Kettner komplexe ethische Fragen auf wie: Was wären hinreichend objektive normative Maßstäbe, um bestimmte Zustände von Sozialgebilden als miserabel (krankheitswertig) zu bewerten, ohne mit solchen ‚Diagnosen‘ bloß relative, gruppeneigene Auffassungen des guten Lebens auszudrücken? „Wir werden aber nicht nur untersuchen, unter welchen Bedingungen sich bestimmte Begriffe von Störung vs. Normalität, Krankheit vs. Gesundheit auf organisierte Sozialgebilde übertragen lassen, sondern auch, welcher Gewinn an praxisrelevantem Veränderungswissen sich daraus ergibt“, so Kettner weiter.

Veranstaltet wird die Tagung vom Wittener Institut für Institutionellen Wandel (WIWa), organisiert von Prof. Dr. Matthias Kettner (Lehrstuhl für Philosophie, Fakultät für Kulturreflexion) und Prof. Dr. Dirk Sauerland (Lehrstuhl für Institutionenökonomik, Fakultät für Wirtschaft), gefördert von der Wittener Universitätsgesellschaft (WUG), dem World Interdisciplinary Network for Institutional Research (WINIR) und der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.

Das Konferenzprogramm, die Abstracts der Präsentationen und ein Anmeldeformular finden Sie unter: www.uni-wh.de/wiwa-en

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