Öffentliche Online-Vorträge von Robert Betz: „Vom Unsinn zum Ur-Sinn deines Lebens finden“ und Thomas Hübl: „Kollektive und intergenerationale Trauma lösen“ im Rahmen der Vortragsreihe „Lebensfragen“ unterstützt vom Integrierten Begleitstudium Spirituelle und Anthroposophische Psychologie.

Uns alle beschäftigen Lebensfragen wie: Was hat es mit der Liebe, dem Tod und dem Sinn des Lebens auf sich? Diese drei Themen werden an neun Abenden im Sommersemester 2021 aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Das Ziel der interaktiven Online-Vortragsreihe „Lebensfragen“ lautet: „Vom Leben fürs Leben lernen, gesellschaftliche Tabus transformieren und Gleichberechtigung sowie Diversität fördern.“

Thomas Hübl: Kollektive und intergenerationale Trauma lösen
Trauma wird oft als biographische und persönliche Erfahrung verstanden. Das stimmt auch, aber nur zum Teil. Traumatisierungen gibt es in der Entwicklung der Menschheit seit Jahrtausenden, und wir alle sind somit in eine traumatisierte Welt hineingeboren. Die Auswirkungen von Traumata sind oft normalisiert und somit in unser Verständnis, wie die Welt, das Leben und unsere Kultur normalerweise ist, miteingewoben. So ist die Welt aber nur, wenn sie teilweise stark verletzt ist. Wir, jeder Einzelne von uns und wir als Gemeinschaft, haben die Verantwortung, uns um diese Verletzungen zu kümmern. Heben wir sie nicht ins Bewußtsein und initiieren Heilung, werden uns die Effekte dessen immer wieder in Form von neuen Konflikten und Krisen begegnen. Menschenrechte bestehen aus dem Recht zu Sein, zu Werden und Dazuzugehören. Trauma verletzt alle drei und Heilung kann sie wieder herstellen.

In diesem Vortrag erforscht Thomas Hübl die kulturgestaltende Kraft von kollektivem und intergenerationalem Trauma. Welche Möglichkeiten haben wir als Individuum und als Gesellschaft, unser kollektives Erbe zu erlösen, unsere Kultur innovativ zu gestalten, und eine reife Demokratie zu schaffen?

Robert Betz: Vom Unsinn zum Ur-Sinn deines Lebens finden - wie du dir leidvolle Umwege zum glücklichen Leben ersparst
Wenn wir irgendwann zwischen 18 und 28 von zu Hause ausziehen, dann denken viele: „Und jetzt fängt mein eigenes Leben an!“ Viele wollen es so ganz anders und natürlich besser machen als Vater und Mutter. Aber spätestens mit Mitte 40 müssen sich viele eingestehen, dass sie es so anders auch wieder nicht gemacht haben. Dann tauchen viele Gedanken des Bedauerns auf, mit vielen „Hätte ich doch…“ und „Wäre ich doch…“, denn wir lernen von Kindheit an, in den ‚alten Schuhen‘ des ‚Normal-Menschen‘ zu gehen. Das heißt wir übernehmen unbewusst vom ersten Lebensjahr an Muster im Denken, Sprechen, Fühlen und Verhalten von unseren ersten Vorbildern, unseren Eltern. Wir lernen, was ‚man‘ tut und was ‚man‘ nicht tut. Wir lernen, wie wir Aufmerksamkeit (= Energie) bekommen in Form von Zuwendung, Körperkontakt, Anerkennung und Liebe und wie wir unangenehme Erfahrungen wie Kritik, Ablehnung oder Strafe vermeiden. Wir übernehmen Gedanken anderer über uns, über die Welt, über das Leben und über unsere Mitmenschen, viele dieser Gedanken sind verurteilende Gedanken, über uns selbst, aber auch über unsere Mitmenschen. Was wir nicht lernen, ist in aller Ruhe „Nein“ zu sagen, wenn etwas nicht für uns stimmt bzw. sich etwas nicht gut anfühlt. So sagen wir oft dort „Ja“, wo wir ‚eigentlich‘ gerne „Nein!“ sagen würden (manchmal sogar im Standesamt). Das nennt Robert Betz den Verrat am eigenen Herzen und das fühlt sich gar nicht gut an. Und in diesen ‚alten Schuhen‘ (es gibt noch viele andere) laufen wir durch unsere zwanziger und dreißiger Jahre, um spätestens Anfang Vierzig in einer der drei großen „K’s“ zu landen, in einer Krise, einer Krankheit oder einem Konflikt, und nicht selten in allen dreien zugleich. Zusammengefasst: Die meisten Menschen gehen viele Umwege im Leben und leben sehr viel Unstimmiges und scheinbar Sinnloses, bis sie irgendwann vom Leben ausgebremst werden, so wie es gerade ein kleiner Virus mit der ganzen Menschheit macht. In diesem Vortrag zeigt Robert Betz auf, wie junge Menschen die Umwege bisheriger Generationen vermeiden und aus den ‚alten Schuhen‘ aussteigen können, in denen viele Generationen vor ihnen gingen und sich dadurch viele leidvolle Erfahrungen erschufen. Der Vortrag macht deutlich, wie ein ganz eigener Weg zu einem sinnerfüllten, erfüllten und erfolgreichen Leben gefunden werden kann.

Anmeldungs- und kostenfrei können alle, die interessiert sind, bei den verschiedenen Vortragsabenden jeweils an Donnerstagen im April, Mai sowie Juni 2021 zwischen 19 und 21 Uhr über Zoom dabei sein. Weitere Informationen zur Veranstaltung und der gesamten Reihe gibt es hier.