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Nachricht vom 23.11.2020
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Neue Erkenntnisse zu Fieber bei Kindern und Jugendlichen

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Prof. Dr. David Martin
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Neue Erkenntnisse zu Fieber bei Kindern und Jugendlichen

Mit der FeverApp können Eltern Fieber besser managen und so Notaufnahmen und Kinderarztpraxen entlasten.

An der Universität Witten/Herdecke (UW/H) wurde die erste Registerstudie zu Fieber bei Kindern durchgeführt. Die Ergebnisse aus dem 20-monatigen Projekt stellten der Initiator Prof. Dr. med. David Martin und sein Team beim FeverApp-Symposium online vor. Die Vorträge wurden via Livestream an die über 350 im Netz angemeldeten Teilnehmenden übermittelt. In Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) soll das Projekt die Entwicklung einer ersten Leitlinie unter Federführung der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) als wissenschaftliche Fachgesellschaft zum Fiebermanagement unterstützen.

Nach den Grußworten des Dekans der Fakultät für Gesundheit, Prof. Stefan Wirth, sowie des Präsidenten des BVKJ, Dr. Thomas Fischbach, wurden der aktuelle Stand der Forschung und erste Ergebnisse aus der FeverApp-Registerstudie präsentiert. Prof. Martin und Projektleiterin Dr. med. Silke Schwarz stellten den Aufbau der FeverApp und ihre vielfältigen Dokumentationsfunktionen vor, welche angelehnt an das aktuelle Geschehen auch das Eintragen von Corona-Testergebnissen und COVID-19-Symptomen ermöglichen. Mithilfe der App sollen Eltern die aktuelle gesundheitliche Lage des Kindes einschätzen lernen und erst mit Fiebersenkern oder Antibiotika eingreifen, wenn es notwendig und sinnvoll ist. Prof. Dr. Ekkehart Jenetzky, Leiter der Statistikabteilung des Registers, konnte bestätigen, dass Eltern die App zuverlässig und ernsthaft nutzen. „Mit der FeverApp konnten nachweislich Eltern auch ohne Fiebersenker ihre Kinder beim Gesundwerden erfolgreich unterstützen. Prof. Dr. Martin fügt hinzu: „Wir wollen das Denken der Eltern nicht ausschalten, sondern aktivieren. Es geht nicht um die Fokussierung auf das Mobiltelefon, sondern um dessen Nutzung, um die Beobachtung des eigenen Kindes zu schulen und damit die Eltern-Kind-Beziehung im Krankheitsfall positiv zu beeinflussen.“

Fachgerechte Fieberinformationen können Praxen entlasten und bei der Leitlinienentwicklung unterstützen

Der Kinderarzt Ingo Fingerhut, in dessen Bochumer Praxis die FeverApp umfangreich getestet wurde, warb für den Mut, die gewonnen Erkenntnisse auch im Praxisalltag umzusetzen: „Prof. Martin hat mit der FeverApp ein Produkt entwickelt, um das ressourcenschonende und effiziente Handeln im Praxisalltag umsetzen zu können und gleichzeitig den Eltern mehr Sicherheit im Umgang mit ihren fiebernden Kindern zu geben. Wir können so bereits am Telefon unnötige Praxisbesuche vermeiden und terminlichen Raum schaffen, wo er dringend gebraucht wird.“ Fingerhut sieht in seiner Praxis eine Korrelation zwischen der aktiven Nutzung der App und dem Rückgang von unnötigen Praxisvorstellungen der fiebernden Kinder ohne negative Auswirkungen auf deren Genesung.

Laut Prof. Dr. Tim Niehues, Vorstandsmitglied und Leitlinienbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld, fehle im deutschsprachigen Raum eine evidenzbasierte Analyse der zahlreichen Studien zum Fiebermanagement und eine daraus entwickelte Leitlinie. Die Erkenntnisse aus der Studie können daher für eine zukünftige Leitlinienentwicklung genutzt werden: „Direkt aus dem Alltag der betroffenen Gruppen gewonnene Parameter und Daten erlauben eine Praxis-Evaluation der zukünftigen Leitlinie. In der Leitlinie sollen verständliche und für Eltern und Versorger umsetzbare Handlungsempfehlungen entstehen, die das Umsetzen der Erkenntnisse in das ärztliche Verordnungsverhalten möglich machen und damit die Versorgung fiebernder Kinder weiter verbessern.“

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage www.feverapp.de.

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