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Meldung vom 15.11.2018
UniversitätGesundheit

Neuer Studiengang für neues Berufsbild: Community Health Nursing

 Prof. Dr. Wilfried Schnepp

Prof. Dr. Wilfried Schnepp

Neuer Studiengang für neues Berufsbild: Community Health Nursing

Die Universität Witten/Herdecke entwickelt einen Masterstudiengang bis 2020

Wer auf dem Land oder in benachteiligten Stadtquartieren krank wird, hat derzeit in Deutschland ein Problem: Kein Arzt in Sicht und wenn, dann quillt das Wartezimmer über. Und wenn man dann auch nicht mehr der/die Jüngste ist, werden lange Wege wegen der oft ausgedünnten fahrenden Busse und Bahnen zur Odyssee. Länder wie Finnland und Kanada haben das Problem schon länger und darum auch eine Lösung: Community Health Nursing. Gut ausgebildete Pflegekräfte sind direkt vor Ort und übernehmen einfache ärztliche Tätigkeiten, managen die Erkrankungen, beraten die Patienten und erleichtern den Alltag mit chronischen oder psychischen Erkrankungen.

Die Universität Witten/Herdecke bereitet nun eine solche Ausbildung auch in Deutschland vor: Sie konzipiert bis Mitte 2020 einen Masterstudiengang (Master of Science in Community Health Nursing). Dies wird von der Robert Bosch Stiftung und der Agnes-Karll-Gesellschaft im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe- Bundesverband e.V. finanziell unterstützt. Prof. Dr. Wilfried Schnepp und sein Team vom Department für Pflegewissenschaft haben sich mit elf anderen Universitäten und Hochschulen beworben und sind nun unter den drei geförderten Hochschulen.

Zum Hintergrund:
Die medizinische Versorgung in Deutschland steht vor einer großen Herausforderung: Die Menschen werden immer älter und benötigen mehr und länger medizinische und pflegerische Hilfe. Gleichzeitig wandern immer mehr Menschen aus dem ländlichen Raum in die Städte ab, auf dem Land wird sich das öffentliche Nahverkehrsangebot ausdünnen, die Mobilität wird schwieriger. Aber schon jetzt fehlen Landärzte, die ortsnah helfen können, in Zukunft werden sicher auch die Krankenhäuser weniger. Und der Mangel an Pflegekräften ist schon länger existent und wird sich ebenfalls nicht schnell beheben lassen. Vor diesem Hintergrund bekommen kommunale Gesundheitszentren, wie es sie z.B. in Kanada, Finnland oder Slowenien gibt, eine Schlüsselfunktion. Dort finden Patient/innen Ansprechpartner für alle Probleme rund um Krankheit und Gesundheit.

Das Besondere daran: Ein multiprofessionell zusammengesetztes Team bietet aufeinander bezogene, integrierte Versorgungsangebote. Das geht weit über den in Deutschland üblichen Arztbesuch hinaus. Im kommunalen Gesundheitszentrum gibt es Angebote für Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, demenziell Erkrankte, chronisch oder mehrfach Erkrankte, zu Selbsthilfegruppen, für werdende Eltern, Familien, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Mobilitätseingeschränkte. Alle arbeiten unter einem Dach: Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter und Pflegende übernehmen dabei eine wichtige Rolle: Sie steuern, koordinieren, beraten, überwachen, leiten. Das wird international als Community Health Nursing (CHN) bezeichnet.

Das Konzept sieht vor, dass die Pflegekräfte unterschiedlich eingesetzt werden können:
•    Krankheitsabhängig, z.B. bei Herzinsuffizienz, Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen oder offenen Wunden,
•    Bevölkerungsabhängig, z.B. für Alte, Kinder, Flüchtlinge, Alleinlebende, Wohnungslose etc. oder
•    Settingbezogen, z.B. in einem Quartier, einem Stadtteil, einer Region oder in einem Pflegeheim, einer Schule.

Community Health Nurses nehmen eine körperliche und/oder psychische Ersteinschätzung vor und führen körperliche Untersuchungen durch. Sie erheben die Vitalzeichen und kontrollieren medizinische Parameter (z.B. Blutdruck), nehmen Blut ab oder schreiben ein EKG. Alle Befunde werden dokumentiert. Sie erheben Anamnesen und stellen pflegerische Diagnosen, leiten Therapien ein und behandeln auch fortgesetzt. Sie versorgen Bagatellerkrankungen wie z.B. Erkältungen und leichte Infektionen und versorgen kleinere Verletzungen. Sie unterstützen darüber hinaus besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen bei der Bewältigung von deren teilweise komplexen Medikamentenregimen.




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Prof. Dr. Wilfried Schnepp, 02302 / 926-338, Wilfried.Schnepp@uni-wh.de




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