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Nachricht vom 11.10.2022
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Universität Witten/Herdecke gibt der Querdenker-Szene keinen Raum

Universität Witten/Herdecke gibt der Querdenker-Szene keinen Raum

In einem offenen Brief erteilt die Universitätsleitung der Initiative „Das Ich im Wir“ eine Absage für die umstrittene Tagung.

Nach einem intensiven Diskurs in den vergangenen Tagen hat die Leitung der Universität Witten/Herdecke (UW/H) einen offenen Brief veröffentlicht: Darin weist sie jede Nähe zur Querdenker-Szene entschieden zurück und unterstreicht ihren Anspruch an einen ausgewogenen wissenschaftsbasierten Diskurs. Zugleich distanziert sie sich von der in die Kritik geratenen Tagung der Initiative „Das Ich im Wir“. Den Veranstalter:innen sei es nicht gelungen, nach zahlreichen Referent:innenabsagen einen adäquaten Ersatz für die notwendige Perspektiven- und Meinungsvielfalt zu gewinnen.

„Damit haben wir einen Punkt erreicht, an dem die Universität unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit missbraucht werden kann, indem sie nachweislich widerlegten Aussagen eine unkritische Bühne bietet“, sagt Martin Butzlaff, Präsident der UW/H. „Dies können und wollen wir nicht tolerieren.“

Der offene Brief wurde heute, 11. Oktober, an die Universitätsgemeinschaft – bestehend aus Gremienmitgliedern, Studierenden, Mitarbeitenden und Alumni – versendet und über die externen Kanäle der UW/H geteilt:

In verschiedenen Medien und sozialen Netzwerken wurde zum Teil sehr kontrovers über die Tagung „Die Würde des Menschen – (un)antastbar?“ berichtet, die von der Initiative „Das Ich im Wir“ für den 21. und 22. Oktober in den Räumen der Universität Witten/Herdecke geplant worden war. Dabei wurde die UW/H inhaltlich auch mit der sogenannten Querdenkerszene in Verbindung gebracht. Wir möchten deshalb noch einmal klipp und klar zum Ausdruck bringen, was für jede akademische Institution unseres Landes eine Selbstverständlichkeit zu sein hat: Die Universität Witten/Herdecke distanziert sich in aller Entschiedenheit von den Meinungen, Positionen und Narrativen der Querdenkerszene.

In  unserem Schreiben an die Universitätsgemeinschaft vom 6. Oktober hatten wir angesichts der oben angesprochenen Tagung auch für weitreichende Toleranz mit polarisierten und/oder kritischen wissenschaftlichen Positionen geworben. Aus unserer Sicht sind Hochschulen und Universitäten nicht nur die geeigneten – sondern auch die dafür geschaffenen Diskursorte!  

Gleichzeitig haben wir deutlich gemacht, dass die Toleranz für extreme Positionen nicht grenzenlos ist; und dass sich unsere Universität in der – immer wieder neu – schwierigen Frage eines Grenzverlaufes an drei klaren Kriterien orientiert: keine Verletzung geltenden Rechts, keine persönlichen Angriffe, kein Missbrauch der Universität unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit, um nachweislich widerlegten Aussagen eine Bühne zu geben.

Wir sehen den letzten Punkt nicht mehr erfüllt, da mehrere der eingeladenen wissenschaftlichen Expert:innen abgesagt bzw. sich von der Tagung distanziert haben und die Initiative „Das Ich im Wir“ keinen adäquaten wissenschaftlichen Ersatz finden konnte. Die Veranstaltung ist damit aus unserer Sicht in einer ausgeprägten inhaltlichen Schieflage; ein angemessen kritischer wissenschaftlicher Diskurs von Expert:innen auf Augenhöhe ist nicht mehr gewährleistet.

Daher distanzieren wir uns von der Veranstaltung und erteilen eine Absage für die Nutzung der Räumlichkeiten auf dem Campus der UW/H.

Für Fortschritt braucht es gesellschaftlichen und universitären Diskurs. Wir müssen Standpunkte anhören, Positionen zulassen und Widersprüche respektieren. Und gleichzeitig: Eine grenzenlose Freiheit, in der für die wissenschaftlichen Methoden und Maßstäbe des Diskurses keine angemessene Verantwortung übernommen wird und klar widersprochene Positionen unter dem Schutzschild einer wissenschaftlichen Einrichtung öffentlichkeitswirksam erneuert werden, birgt die Gefahr, die Institution Universität zu beschädigen, und darf an dieser keinen Platz haben.

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