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Nachricht vom 20.03.2018
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Wie frei sind die Gedanken?

Wie frei sind die Gedanken?

Das 7. Wittener Kolloquium fragt am 27. und 28. April 2018 nach der menschlichen Freiheit. Gibt es ein Freiheitsbewusstsein? Was sagen die neurowissenschaftlichen Tatsachen? Was ist die gesellschaftliche Bedeutung dieser Frage?

Wie frei sind wir wirklich in unseren Gedanken und Handlungen? Was bedeutet es z.B. für das Strafrecht, wenn Neurowissenschaftler zeigen können, dass im Gehirn eine Aktivität nachzuweisen ist deutlich bevor der Mensch das in seinem Bewusstsein spürt? Sind wir von Synapsen und Neuronen ferngesteuert? Sind wir zudem von Zwängen soziokultureller Art bestimmt, die unsere Freiheit in Frage stellen? Das ist der Themenkreis des 7. Wittener Kolloquiums für Humanismus, Medizin und Philosophie am 27. und 28. April 2018 im Wittener FEZ (Alfred-Herrhausen-Str. 44).

Für die Veranstalter ist die öffentliche Diskussion um das Thema Freiheit zu sehr von der sogenannten deterministischen Position geprägt - also der Sichtweise, dass die Menschen in ihren Handlungen von biochemischen Abläufen im Gehirn gesteuert sind und nicht wirklich frei entscheiden können. „Zur Begründung werden meist die Versuche von Benjamin Libet (1983) herangezogen, die eine Gehirnaktivität nachgewiesen haben, bevor der Ausführungswille dem Probanden bewusst und die Bewegung ausgeführt wird“, erklärt Seniorprofessor Peter Heusser, der Tagungsleiter, die von ihm kritisierte Position. Neurowissenschaftler wie Gerhard Roth leiteten daraus etwa ab, dass das Bewusstsein vom Gehirn erzeugt werde. Damit würde aber das menschliche Freiheitserlebnis, das der Philosoph Peter Bieri als eine „manifeste, unbezweifelbare Erfahrung“ beschrieb, zu einer Illusion. „Wichtige Errungenschaften der Neuzeit wie die politischen Freiheiten und die Wissenschafts- und Lehrfreiheit beruhen auf einer Anerkennung der menschlichen Freiheit. Und erst Recht die vom Zivil- und Strafrecht zugestandene Verantwortungsfähigkeit und Selbstbestimmung des erwachsenen Individuums geriete ins Wanken. Wir müssten mit einem Abbau von Freiheitsrechten rechnen!“, warnt Heusser vor den Konsequenzen dieser Denkweise.

Die Tagung wird organisiert von der Seniorprofessur für Medizinische Anthropologie, dem Lehrstuhl für Grundlagen der Psychologie und dem Lehrstuhl für praktische Philosophie. Sie findet am 27. und 28. April im Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ), Alfred-Herrhausen-Straße 44, 58448 Witten statt.  Die Teilnahmegebühr (inkl. Verpflegung) beträgt regulär EUR 150,-, ermäßigt für Assistenzärzte, sowie für UW/H und GKH Mitarbeiter EUR 90,-, für Studierende EUR 25,-. Die Zertifizierung der Veranstaltung ist bei der Ärztekammer Westfalen/Lippe mit 14 Punkten (Kategorie A) beantragt. Weitere Details zum Programm und der Anmeldung finden sie im Flyer.

Das Programm im Überblick
Freitag, 27. April 2018,
09:30 - 10:00 Freiheit? Begrüßung, Vorstellung und Einführung in das Thema
10:00 - 10:40 Mythos Determinismus: Die physikalistische Methodologie der Hirnforschung und ihre Grenzen
11:30 - 12:10 Benjamin Libets Bereitschaftspotential: ein Beleg für die Unfreiheit des Willens?
13:30 - 14:00 Eurythmie oder: Bewegungs-Freiheit
14:20 - 15:00 Ist eine naturwissenschaftliche Deutung der Libet-Experimente die einzig Gültige? Ein Vorschlag für einen erweiterten Bezugsrahmen
15:50 - 16:30 Der akteurskausale Libertarismus – eine verkörperungstheoretisch-phänomenologische Perspektive
17:20 - 18:00 Zur Aktualität von R. Steiners “Philosophie der Freiheit” (1894/1918) im Kontext der heutigen Freiheitsdebatte
19:20 - 20:00 Das Unbewusste und die Freiheit - Eine tiefenpsychologisch-
philosophische Analyse

Samstag, 28. April 2018
09:00 - 09:40 Fortschritte im Bewusstsein der Unfreiheit. Die gesellschaftliche Bedeutung der Freiheitsfrage
10:30 - 12:00 Freiheit! Synopse im Plenum und Schlussdiskussion


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