Eine Studie der Universität Witten/Herdecke zeigt, dass insbesondere die Fähigkeit zu staunendem Innehalten in der Natur gegen depressive Verstimmungen im Lockdown hilfreich war.
Wer die Gelegenheit hatte, in der Zeit der Corona-Pandemie im Grünen spazieren zu gehen und diese Auszeit auch zu genießen, der zeigte sich stabiler im Umgang mit der Isolierung und der daraus meist folgenden depressiven Gestimmtheit. „Naturerfahrung mit Partnern, selbstgewählte Zeiten des Rückzugs sowie die Erfahrung von staunender Ehrfurcht und Dankbarkeit trotz der Beeinträchtigung haben dazu beigetragen, besser durch die Krise zu kommen“, beschreibt Prof. Dr. Arndt Büssing, Professor für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der UW/H, das stark zusammenfasste Ergebnis seiner jetzt veröffentlichten Studie.
Die Forscher:innen wollten herausfinden, welche psychischen Schutzschilde am besten vor den Folgen der Restriktionen, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben haben, bewahren. Depression, Isolation, Einsamkeit – die negativen Wirkungen waren vielfältig. „Wir dachten im ersten Ansatz, dass Religiosität oder weiter gefasst Spiritualität, also zum Beispiel das Vertrauen auf höhere Mächte, Stabilität schaffen könnten. Wir sahen aber de facto, dass Glaube, Gebet oder Meditation in den Umfragen deutlich abnahmen und dass wir sogar einen Glaubensverlust bis zu 20 Prozent verzeichnen mussten“, sagt Prof. Büssing.
Schon kleinere Grünflächen in der Stadt können wirksam sein
Die selbstbestimmte Auszeit in der Natur korrelierte schwach mit dem psychischen Befinden der Befragten, die Fähigkeit zum staunenden Innehalten und assoziierter Dankbarkeit war hier entscheidender. Einfach nur draußen zu sein, hatte keine Bedeutung. Es also kam also auf die Fähigkeit an, die positiven Aspekte im Leben weiterhin wahrzunehmen. Ältere Menschen profitierten dabei mehr als jüngere, gleiches gilt für Menschen, die sich trotz der Lockdowns nicht als einsam empfanden. „Das bringt interessante Einsichten auch für Stadtplaner: Es muss gar nicht der ganz große, einsame und entlegene Wald sein, der diese Erfahrungen zulässt, auch größere Grünflächen in der Stadt scheinen viel zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung beizutragen“, schließt Prof. Büssing aus den Forschungsergebnissen.
Zur Studie:
Büssing A, Recchia DR and Baumann K (2022) Experience of nature and times of silence as a resource to cope with the COVID-19 pandemic and their
effects on psychological wellbeing— Findings from a continuous cross-sectional survey in Germany. Front. Public Health 10:1020053. https://doi.org/10.3389/fpubh.2022.1020053.
Darin wurden 5.155 Menschen (65 % Frauen, 34 % Männer) während der verschiedenen „Wellen“ befragt.
Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing, 02330-62-3246, Arndt.Buessing@uni-wh.de
Ansprechpartner Presseteam: Kay Gropp, 02302/926-805, kay.gropp@uni-wh.de
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