Das Severe Respiratory Insufficiency (SRI) Questionnaire Projekt und die SRI-Application

Das Severe Respiratory Insufficiency (SRI) Questionnaire Projekt und die SRI-Application

Über das Projekt

Zur Objektivierung der Health related quality of life (HRQL) wurden Fragebögen entwickelt, um die Patientenperspektive besser zu verstehen (patient-related outcomes - PROs) und diese Frage wissenschaftlich zu bearbeiten. HRQL ist ein multidimensionales Konstrukt und umfasst körperliche, funktionelle, psychologische und soziale Aspekte. HRQL-Fragebögen können entweder krankheitsunabhängig oder krankheitsspezifisch sein. Krankheitsunabhängige Fragebögen ermöglichen den Vergleich zwischen verschiedenen Kollektiven, wenn auch mit eingeschränkter Sensitivität. Im Gegensatz dazu erfassen krankheitsspezifische Instrumente die HRQL bei einer definierten Krankheit oder einem definierten Zustand und sind daher unerlässlich, wenn therapiebedingte Veränderungen abgebildet werden sollen. Für COPD wurden im Laufe der Zeit verschiedene krankheitsspezifische Fragebögen entwickelt (COPD Control Questionnaire - CCQ, Chronic Respiratory Questionnaire - CRQ und St. George Respiratory Questionnaire - SGRQ). Es wurden auch Fragebögen entwickelt, die speziell die HRQL bei Patienten mit chronischer respiratorischer Insuffizienz erfassen (Maugeri Foundations Respiratory Failure Questionnaire - MRF-28 , Severe Respiratory Insufficiency Questionnaire - SRI).

Der SRI-Fragebogen hat sich insbesondere in den neueren Studien, die zur NIV bei COPD veröffentlicht wurden, durchgesetzt. Dieser Fragebogen wurde speziell für Patienten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz aufgrund verschiedener Grunderkrankungen entwickelt und ist daher geeignet, Behandlungseffekte in dieser Kohorte zu evaluieren. In der entsprechenden Validierungsstudie wurden für den SRI hohe psychometrische Werte für Reliabilität und Validität nachgewiesen. Diese Ergebnisse wurden später in einer konsekutiven Studie an COPD-Patienten bestätigt.

Um die HRQL-Bewertung als primären Endpunkt in klinischen Studien einsetzen zu können, ist ein minimaler klinisch wichtiger Unterschied (MCID) erforderlich. Der minimale klinische Unterschied ist bereits für den SGRQ und SF-36 bekannt, während ein MCID von ~5 Punkten erst kürzlich für den SRI gezeigt wurde.
Die Anwendbarkeit der Fragebögen ist essentiell, damit sie an die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Patientenkohorte angepasst werden können. Auch die Verfügbarkeit von Fragebögen in der Muttersprache des Patienten ist von unschätzbarem Wert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt zukünftiger Trends in diesem Forschungsbereich ist die Digitalisierung von Fragebögen zur einfacheren Verwendung in der klinischen Praxis. Für verschiedene HRQL-Bewertungsinstrumente, wie z. B. den SF-36 und neuerdings den SRI, steht eine Applikation für ein Smartphone oder Tablet zur Verfügung, die durch Übertragung der Daten nach Zustimmung des Patienten auch in Studien eingesetzt werden kann. Für das Scoring des SGRQ wurde ein Web-Applikationssystem entwickelt, das ebenfalls eine digitale Dateneingabe und direkte Auswertung (z. B. für wissenschaftliche Studien) ermöglicht. Nach Daten aus einer Validierungsstudie der SRI-Applikation ist dieser spezielle digitale Ansatz vorteilhaft gegenüber der konventionellen Methode der Papierfragebögen, da fehlende Dateneingaben vollständig vermieden werden.

Es ist zu erwarten, dass sich künftig in der Pneumologie sowie in der restlichen Medizin das wertbasierte Modell der Gesundheitsversorgung (value-based health care) etabliert. Der Digitalisierung kommt hierbei eine bedeutende Rolle zu, da sie den Betroffenen eine Informations- und Interaktionsoption bietet. Die Patienten werden eine größere Freiheit haben zu wählen, wo, wie und von wem sie behandelt werden. Krankenhäuser und Leistungserbringende müssen transparenter werden, wenn es darum geht, den Patienten die Auswirkungen von Therapien, insbesondere auf das individuell hoch relevante Thema der Lebensqualität, darzustellen. Dieses Konzept des „Patient Empowerment“ kann mit Hilfe von mHealth (mobile Health) gefördert werden und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität beitragen.

Hierfür haben wir in Kooperation mit der Deutschen Atemwegliga e.V. die SRI-App entwickelt. Nutzern der App melden sich mit einem beliebigen Nutzernamen an. Aus Datenschutzgründen ist die Verwendung des echten Namens nicht nötig. Mit dem frei gewählten Nutzernamen und einem selbstgewählten Passwort ist jederzeit und von überall ein Zugriff auf die eigenen Werte möglich. Die App richtet sich an Patienten und ist zur Darstellung des eigenen Gesundheitsverlaufs konzipiert, sowie für klinisch tätige Ärzte und Forschungsgruppen weltweit (in >10 Sprachen verfügbar).

Zudem wurde das Projekt in einem internationalen Journal publiziert, prämiert und Folgeprojekte werden bereits gefördert.

 

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: