Anne Strapatsas und Ardiana Wagner, Gründerinnen von Al Salam, erzählen von ihrem Engagement für Geflüchtete in Jordanien und warum es ihnen wichtig ist, aktiv für Frieden einzustehen.

Bleibende Eindrücke

Ich sitze in einem Zelt imAl Zataari Camp, dem größten Flüchtlingscamp der UNHCR in Jordanien. Draußen ist es matschig, der Dreck liegt überall und die Menschen haben nichts zu essen. Trotzdem erzählen mir die Kinder von ihren Träumen: Sie möchten Ärzte werden, so wie fast alle ihrer Altersgenossen hier.

Ein solcher Wunsch aus dem Mund eines Kindes ist in dieser hoffnungslosen Umgebung schwer zu ertragen. Doch gleichzeitig treibt er mich an, denn diese Kinder haben ein Ziel und sie wollen etwas im Leben erreichen. Es ist ein berührender und ungemein wertvoller Gedanke.

Von der Idee zur Gründung

Ich schloss mich bereits vor meinem Studium verschiedenen Hilfsorganisationen an und flog mehrfach nach Jordanien, um den geflüchteten Menschen direkt zu helfen. Als Krankenschwester konnte ich viel Gutes tun, doch ich hatte das Gefühl, noch mehr erreichen zu können.

Mein Plan war es immer, Humanmedizin zu studieren. Während meiner Pflegeausbildung in einem Lehrkrankenhaus der Universität Witten/Herdecke kam ich oft in Kontakt mit Studierenden aus Witten. Von ihnen erfuhr ich, dass dort mit großem Praxisbezug gelehrt und Wissen anhand von echten Fällen vermittelt wird. Das schätzte ich sehr und bewarb mich.

Mit dem Beginn meines Studiums traf ich dann auf Ardiana, die begeistert davon war, dass in Witten die Bewerber nicht nur nach Durchschnittsnote beurteilt werden, sondern versucht wird, die Menschen und ihr Potenzial kennenzulernen. Als ich ihr von meinen Flügen nach Jordanien erzählte, war sie von der Idee der aktiven Hilfe vor Ort begeistert. Wir waren uns schnell einig, dass wir gemeinsam etwas tun wollen – und damit an der Uni  sicher nicht allein sind. Aus diesem Grund riefen wir die Initiative „Al Salam“ (Arabisch für „Frieden“) ins Leben. Es ist der Versuch, Bedingungen zu schaffen, unter denen die Träume der geflüchteten Kinder keine Träume bleiben müssen.

In bester Gesellschaft

Studentische Initiativen haben an der Universität Witten/Herdecke eine lange Tradition und werden entsprechend gefördert. Auch wir profitieren von den Rahmenbedingungen, die es uns erlauben, stetig neue Unterstützer zu gewinnen. Weil wir Al Salam in das Studium fundamentale integrieren durften, können wir einige unserer Aktionen sogar mit einem Schein honorieren.  

Wertvolle Tipps erhalten wir auch von anderen studentischen Initiativen, die an der Universität entstanden sind. Vor allem die Mitglieder von L’appel Deutschland waren uns in der Gründungsphase sehr behilflich und ließen uns an ihren Erfahrungen teilhaben. Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft unter den Studierenden sind in Witten enorm groß. Auch deshalb sind wir innerhalb eines Jahres auf 18 aktive Mitglieder angewachsen.

Hilfe vor Ort

Die Arbeit in Deutschland besteht vor allem aus dem Sammeln von Spenden. Unser langfristiges Ziel ist es allerdings, dass nicht nur ich, sondern das gesamte Team nach Jordanien fliegen kann. Wir sind der Überzeugung, dass es nicht genug ist, sich verbal gegen jegliche Form von Krieg auszusprechen, sondern aktiv für Frieden einzustehen.

Vor Ort arbeiten wir dann mit verschiedenen Hilfsorganisationen wie den „Flying Doctors of America“ zusammen, welche die nötigen Genehmigungen der jordanischen Behörden besitzen. Hinzu kommt eine Gruppe aus jordanischen Medizinstudierenden, die die Infrastruktur sowie die kulturellen Gegebenheiten kennen und Arabisch sprechen.

Das Engagement endet nie

Wir gründeten Al Salam mit dem Ziel zu wachsen und langfristig Hilfe zu leisten – auch nach Abschluss unseres Studiums. Als Ärztinnen können wir später in medizinischer Hinsicht sogar noch mehr bewegen. Die Initiative ist für uns eine Herzensangelegenheit. Es war für uns daher eine besondere Ehre, dafür den Jörg-Hogen-Students-Award überreicht zu bekommen.

Natürlich ist unser größter Wunsch, dass eines Tages Hilfsorganisationen wie Al Salam nicht mehr benötigt werden. Bis dahin werden wir den eingeschlagenen Weg mit unserem Verein weitergehen.