Jan Conrad, Student des Masterstudiengangs Management und Mitglied im Organisationsteam des 19. Kongresses für Familienunternehmen, berichtet über Praxisbezug und unternehmerische Freiheit.

Wie funktioniert die Wirtschaft wirklich?

Bereits im Bachelorstudium war ich daran interessiert, praxisrelevante Inhalte zu lernen. Mein Studium der Wirtschaftswissenschaften sollte mir als Grundlage für die Veränderung hin zu nachhaltigeren Formen des Wirtschaftens dienen. Das Bachelorstudium an einer staatlichen Universität war dazu nur der Anfang.

Um mehr über die Verbindung von Theorie und Praxis zu lernen, entschied ich mich für ein Masterstudium an der Universität Witten/Herdecke. Im Masterstudiengang Management (damals noch General Management) wird man zuallererst Manager seiner ganz persönlichen Entwicklung.

In der Organisation der oikos Winter School 2013 und der Zukunftskonferenz Food 2014 entwickelte ich ein Verständnis dafür, wie wir Menschen lernen. Darüber hinaus engagierte ich mich als Studierendenvertreter der Masterstudierenden in der Universitätspolitik und gewann somit bessere Einblicke in die Organisationskultur der UW/H. Für einen Studien- und Praxisaufenthalt ging ich während meines Studiums nach Mexiko und vertiefte mein Spanisch. Gleichzeitig beteiligte ich mich an diversen Beratungsprojekten für nachhaltigeres Wirtschaften.

Die Organisation des 19. Kongresses für Familienunternehmen empfand ich als Meisterstück meines Studiums. Der Kongress wird von einem jährlich wechselnden studentischen Team konzipiert, organisiert und mit Studierenden der UW/H umgesetzt. Damit wird den Studierenden großes Vertrauen entgegengebracht, mit dem allerdings auch viel unternehmerische Verantwortung einhergeht.

Was ist der Kongress für Familienunternehmen?

Der zweitägige Kongress für Familienunternehmen ist die größte und älteste Veranstaltung ihrer Art in Europa und setzt sich die Vernetzung und Inspiration von Unternehmerfamilien zum Ziel. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Kongresses ist sein geschützter Rahmen. Der Kongress richtet sich ausschließlich an Mitglieder von Familienunternehmen. Unter den ca. 350 Teilnehmenden finden sich Namen wie Alfred Theodor Ritter („Ritter Sport Schokolade“) oder Götz Werner („dm Drogerie“).

In keinem anderen Studienprojekt habe ich so viel unternehmerische Freiheit erlebt. Wir, das sind Zina Jacob, Julian Grah, Bartholomäus Peisl und ich, haben nach einem Pitch vor dem Präsidium der UW/H die Chance erhalten, den Kongress zu organisieren. Wie bei einem Start-up mussten der komplette Budgetplan geschrieben und viele weitere unternehmerische Entscheidungen getroffen werden. Der Prozess zur Entwicklung des Mottos „Zukunft wahren“ und der dazugehörigen Kongressinhalte hat vornehmlich im Dialog mit Familienunternehmen stattgefunden.

Unser Ansatz

Nach der erfolgreichen Bewerbung nutzten wir die gebotenen Freiräume und gingen bei der Planung unseren eigenen Weg. Als heterogenes Organisationsteam vertreten wir jeden der vier Studiengänge an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. In meine Zuständigkeit fiel, unter vielen anderen Aufgaben, der Bereich „Inhalte und Programm“. Ich übernahm aber auch Aufgaben in der Kommunikation mit Teilnehmenden, beim Sponsoring und bei der Organisation der über 140 Mitarbeitenden während der Veranstaltungstage.

Unser Ansatz zur Entwicklung der Kongressinhalte war unkonventionell: In über 60 Gesprächen mit Geschäftsführenden von Familienunternehmen deutschlandweit erarbeiteten wir, unter anderem mit einem Spiel, Bedürfnisse und Herausforderungen in der spannungsreichen Verbindung zwischen Tradition und Zukunft in Familienunternehmen.

Ein Jahr vergeht schnell

Die Vorbereitung des Kongresses dauert in der Regel zwei Semester. Während wir im ersten Semester noch mindestens die Hälfte unserer Zeit studierten, lag unser Fokus im zweiten Semester ausschließlich auf der Vorbereitung der Veranstaltung. In Witten ist dies aber kein Nachteil, da die freie Gestaltung des Studienverlaufs den notwendigen Raum für unternehmerische Freiheit lässt.

Auch wenn der Kongress lediglich zwei Tage dauerte – gelernt haben wir über das gesamte Jahr hinweg eine Menge: über Teamdynamiken, Verantwortung, Unternehmensführung und vieles mehr. Außerdem habe ich mein eigenes „Familienunternehmen“ gegründet und bin Vater einer Tochter geworden. In dieser Hinsicht ist mir mein persönliches „Meisterstück“ geglückt.