Levka Dahmen, Studentin der Wirtschaftswissenschaften und Humanmedizin, berichtet, wie sie zwei Studiengänge parallel meistert.

Doppelt hält besser

Ein Bachelor in Business Economics (heute Management) – das war nicht der Plan. Ich wollte schon immer Medizin studieren, dafür hatte ich mich beworben und dafür hatte ich auch Zusagen erhalten. Ich musste mich zwischen der Universität Witten/Herdecke und einer weiteren Universität entscheiden. Ein Vergleich des Studienaufbaus und der Stundenpläne brachte schnell Klarheit. „Nicht schon wieder Schule“, dachte ich mir. Das war nicht die Art, wie ich studieren wollte.

Das Angebot in Witten entsprach viel mehr dem, was ich mir vorgestellt und was ich machen wollte. Freier, praxisorientierter und näher an den medizinischen Fragestellungen, die mich interessierten. Über die Medizin kam ich also an die Universität Witten/Herdecke und mit ein paar Umwegen auch zu den Wirtschaftswissenschaften.  

Interdisziplinarität

In den ersten zwei Semestern habe ich sehr viele Kurse im Studium fundamentale belegt. Das Stufu, wie es hier jeder nennt, bietet mir einmal in der Woche die Möglichkeit, meinen Horizont zu erweitern. Seminare zu Themen aus Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, Philosophie, Kunstwissenschaften und Künsten sowie zur Schulung kommunikativer Fähigkeiten stehen zur Wahl.

Auf diese Weise entwickelte sich bei mir fast automatisch eine interdisziplinäre Denk- und Arbeitsweise. Zwischen den Fakultäten und den Studierenden der verschiedenen Fächer findet generell viel Austausch statt. Das ist sicher ein Vorteil eines kleinen Campus. Dabei lernt man, andere Perspektiven einzunehmen, da man nicht immer nur mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus seinem Fachbereich in einem Seminar zusammensitzt.

Diese Erfahrung, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit so ungemein wertvoll für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sein kann, stellte mich vor eine Entscheidung: Entweder ich besuche weiterhin nebenbei ganz viele verschiedene Stufu-Seminare oder ich mache etwas, das zielgerichteter ist. Aber was genau?

Bereits im Pflegepraktikum des Medizinstudiums störte mich, dass wirtschaftliche Aspekte die Arbeit im Krankenhaus beeinflussen. Daher kam mir die Idee: Ich will da mitreden können. Die Wirtschaftswissenschaft interessierte mich sowieso, und ich hatte auch das Gefühl, dass diese Zusatzkompetenz mich in meiner späteren Tätigkeit als Ärztin weiterbringt. Daher entschied ich mich für ein Doppelstudium an der UW/H.

Doppelstudium

Auch bei einem so zeitaufwendigen Fach wie Medizin ist ein Doppelstudium in Witten gut möglich. Natürlich ist das kein Selbstläufer und braucht die komplette Aufmerksamkeit. Man muss sehr strukturiert sein und Kompromisse eingehen. In meinem Fall etwa blieb weniger Zeit für freie Wahlblöcke in der Medizin.  

In Wirtschaftswissenschaft war vor allem die Wahl der Prüfungsformate entscheidend. Ich konnte mich immer selbst fragen: Will ich jede Woche anwesend sein oder mache ich nur die Pflichtveranstaltungen am Ende meine Prüfung, auch wenn ich mir dann vieles selbst beibringen muss?

Wertvolle Erfahrungen

Rückblickend betrachtet kann Witten ein einzigartiger Ort der Persönlichkeitsentwicklung sein – für den, der es möchte. Durch die alltägliche Interdisziplinarität hinterfragt man viel mehr, kann andere Perspektiven einnehmen und besser mit anderen Meinungen umgehen. Durch die häufige Interaktion mit Studierenden anderer Professionen lernt man, seine eigene Haltung klar zu vertreten.

Der Mut zur eigenen Meinung ist sicher immer wichtig, aber gerade ich profitiere davon in meinem späteren Beruf besonders, egal ob ich meine Meinung vor Patientinnen und Patienten, Chefärztinnen und -ärzten oder gegenüber der Geschäftsführung vertreten muss. Diese Selbstdarstellung lernt man vor allem in den Wirtschaftswissenschaften und auch deshalb hat mich das Doppelstudium weitergebracht.