João Romeiro Hermeto, Doktorand der Philosophie, berichtet über seine Entscheidung für Witten, seinen außergewöhnlichen Lebenslauf und das Gefühl, angekommen zu sein.

Endlich angekommen

Ich bin in Brasilien geboren und aufgewachsen. Dass es mich aus der Millionenmetropole São Paulo nach Witten verschlug, mag zunächst verwundern, aber eigentlich ist es ganz einfach: Ich suchte nach einem philosophisch geprägten Masterstudiengang, der mich fachlich und persönlich weiterbringt.

Ich bewarb mich in England, Deutschland und den Niederlanden und hatte am Ende die Wahl zwischen London und Witten. Witten kannte ich vorher nicht, aber das hervorragende Curriculum im Masterstudiengang Philosophie und Kulturreflexion war für mich ausschlaggebend.

Seit einem Schüleraustausch vor vielen Jahren habe ich eine besondere Beziehung zu Deutschland. Ich mag das Land, spreche die Sprache und habe sehr gute Freunde hier. Die Zusage aus Witten war daher eine gute Gelegenheit für mich, nun in Deutschland zu leben.

Die Entscheidung für Witten war genau richtig. Das hohe Niveau der Lehre, die freie Gestaltung des Studienverlaufs, die vielen Möglichkeiten, sich zu engagieren - hier hatte ich das Gefühl, endlich alle meine Interessen und Stärken bündeln zu können.

Vom Ingenieur zum Filmproduzenten

Nach dem Abitur in Brasilien war ich mir unschlüssig, was ich studieren wollte. Kunst und Kultur interessierten mich, aber auf den Rat meiner Eltern hin begann ich schließlich, Ingenieurwissenschaften an der Universidade de São Paulo zu studieren. Obwohl ich schon nach dem ersten Tag wusste, dass dies nicht der richtige Studiengang war, blieb ich immerhin fünf Semester. Dann hielt ich es einfach nicht mehr aus und brach das Studium ab.

Im Anschluss begann ich ein Wirtschaftswissenschaftsstudium und suchte mir eine Arbeit. In Brasilien war es zu der Zeit üblich, dass Ingenieure aufgrund ihrer guten mathematischen Fähigkeiten als Investmentbanker tätig wurden. Auch bei mir klappte es. Ich merkte jedoch schnell, dass es unmöglich war, diesen 60-Stunden-Job mit dem Studium in Einklang zu bringen. Also pausierte ich das Studium und arbeitete in Vollzeit als Credit Risk Officer für ein international agierendes Finanzunternehmen.

Nach vier Jahren kündigte ich, um mich doch der Förderung von Kunst und Kultur zu widmen. Zusammen mit einem Freund gründete ich ein Unternehmen und wurde damit in der Filmbranche tätig. Die Selbstständigkeit bedeutete für mich, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen und endlich mein Wirtschaftswissenschaftsstudium beenden konnte.

Als Filmproduzent konnte ich jedoch nicht so kreativ arbeiten, wie ich gerne wollte. Außerdem hatte ich schon länger den Wunsch, im akademischen Bereich zu arbeiten. In den Wirtschaftswissenschaften sah ich für mich jedoch nicht das richtige Fach. Ich wollte in der Lage sein, grundlegende Kritik zu äußern und hatte das Gefühl, dafür einen Masterstudiengang in Philosophie zu brauchen. Das führte mich nach Witten.

Das Beste an Witten: nicht beschränken

Am meisten genieße ich es in Witten, frei nach meinen Interessen zu studieren. Musik, Fotografie, Film – Kunstproduktion ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Im Master Philosophie und Kulturreflexion kann ich sie sowohl als Gegenstand in Seminaren betrachten als auch aktiv betreiben. Es gibt so viele interessante Lehrangebote, dass ich trotz der Fokussierung auf meine Promotion am liebsten weiter Kurse besuchen würde.

In Zukunft möchte ich im wissenschaftlichen Bereich arbeiten und mich dabei auf Politik beziehen. Wenn möglich soll auch Journalismus eine Rolle spielen. Ich möchte Bücher schreiben, weiter Kunst machen und versuchen, alles miteinander zu verbinden. Durch mein Studium an der Universität Witten/Herdecke habe ich gelernt, dass all dies möglich ist und ich mich nicht mehr beschränken muss.