Philine Töpper, ehemalige Jurastudentin, berichtet über ihre Entscheidung für den Masterstudiengang „Philosophie und Kulturreflexion“.

Durchatmen

Bevor es mich nach Witten zog, studierte ich Jura bis zum ersten Staatsexamen. Der Studienbeginn hier war für mich dann wie ein Befreiungsschlag. Die große Wahlfreiheit, rein nach dem eigenen Interesse, war genau das, was ich nach dem starren Verlaufsmuster meines Jurastudiums brauchte. Mir war sofort klar, dass ich hier interdisziplinär lernen konnte und Probleme nicht nur nach Paragraphen lösen musste.

Bei der Wahl meiner Kurse versuche ich nun stets, mein juristisches Wissen um menschliche Aspekte zu erweitern. Mich interessiert, wie Menschen sich entwickeln und wie sie zu Entscheidungen kommen – sowohl zu guten als auch zu schlechten.

Ein Seminar zu Recht und Moral machte es mir möglich, diese Grundlagen meines eigenen Fachs zu hinterfragen und auf einer tieferen Ebene zu ergründen. Gerade bei Jura halte ich es für elementar, sich bestimmte Fragen zu stellen: Wie ist mein Fach entstanden? Warum ist es heute so wie es ist? Das ist es, was aus meiner Sicht ein Studium ausmachen sollte und was ich zuvor vermisste.

Zweifel

Jura – das war nicht unbedingt mein Kindheitstraum. Nach dem Abi fiel es mir schwer, mich für einen Studiengang zu entscheiden. Ein Studium fundamentale in Baden-Württemberg brachte auch nicht die erhoffte Erleuchtung. Letztlich entschied ich mich dann für Jura, da es alle Fachbereiche berührt.

Im fünften Semester fing ich jedoch an, mit meinem Studium zu hadern. Die beruflichen Perspektiven schienen wenig verlockend. Richterin war mir zu weit weg vom Menschen und Anwältin konnte ich mir auch nicht vorstellen. Meine Zweifel gingen sogar so weit, dass ich plante, nach dem ersten Staatsexamen eine völlig andere Richtung einzuschlagen.

Eine paradoxe Situation

Dann kam jedoch die einjährige Vorbereitungsphase für das erste Staatsexamen, in der ich das Fach noch einmal neu kennenlernte. Es klingt paradox, aber die selbstständig organisierte Lernphase war die beste Zeit meines Jurastudiums. Danach stand fest: Jura ist definitiv das Richtige für mich, aber ich muss neue Perspektiven gewinnen. Daher machte ich mich auf die Suche nach einem Studiengang, der nicht nur meinen fachlichen, sondern auch meinen persönlichen Horizont erweitern konnte.

Die Suche war nicht einfach, da die meisten Masterstudiengänge konsekutiv sind und ein Quereinstieg nicht möglich ist. Bei dem Masterstudiengang „Philosophie & Kulturreflexion“ in Witten war dies aber kein Problem und so entscheid ich mich für einen Wechsel. Wie sich zeigt, war dies die richtige Entscheidung.

Wie geht es weiter?

Nach dem Master in Witten plane ich, mein Rechtsreferendariat und im Anschluss das zweite Staatsexamen zu absolvieren. Danach hätte ich Lust, im Kulturbereich oder für NGOs zu arbeiten – Hauptsache nicht ausschließlich im Bereich Jura. Durch das Studium in Witten habe ich in dieser Hinsicht gute Chancen.