129. Deutscher Ärztetag fordert Bildschirmmedienfreie Schulen

Mädchen mit Handy

Der 129. Deutsche Ärztetag hat zwei Beschlüsse gefasst, in denen ein Smartphoneverbot an Schulen gefordert wird. Nur noch qualifizierte Lehrpersonen, die in Nutzen und Risken geschult sind, sollen pädagogisch selbstbestimmt die Geräte einsetzen dürfen. Eine weitere medizinische Begründung für generelle Verbote liefern die Vorschriften der Berufsgenossenschaften für ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze. 

In Betrieben gelten strenge Regeln für die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung der Büroarbeit. Die „S2k-Leitlinie Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend“ von 11 deutschen Fachverbänden weist auf den Regelverstoß durch die Einführung von Tablets an KiTas und Schulen hin:

„Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass digitaler Unterricht dieselben Beschwerdebilder mit sich bringt, wie die klassische Büroarbeit bzw. Bildschirmtätigkeit: Kopfschmerzen, Nervosität, Reizbarkeit, muskeloskelettale Erkrankungen und Erkrankungen der Augen. Ein großer Teil der Kinder verfügt über keinen Zugang zu umfassend ausgestatteten PC-Arbeitsplätzen und folgt somit dem digitalen Unterricht auf mobilen Endgeräten. Nicht zuletzt, weil viele Schulen zur Sicherstellung des digitalen Unterrichts dazu übergegangen sind, Tablets in großen Mengen zu kaufen oder von der Industrie als Geschenk entgegenzunehmen, und als Leihgeräte an Schüler auszugeben. Diese Entwicklung ist bedenklich, da die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin aufgrund der erhöhten Risiken physischer Beanspruchung dazu rät, Tablets und Smartphones nur kurzzeitig zu nutzen“ (Leitlinie 2023, S.17).

Als Lern- und Arbeitsgeräte werden Tablets und Smartphones in Schulen nicht kurzzeitig genutzt, daher verbieten sich Tablets und Smartphones in Schulen. Bis zum 16. Lebensjahr empfehlen Experten einen bildschirmfreien Unterricht. Ab der Oberstufe sind ergonomisch ausgestattete Bildschirmarbeitsplätze zum Schutz von Folgeschäden erforderlich. Insbesondere frühe Kurzsichtigkeit mit einem hohen Risiko früher Erblindung ist eine Folge kleiner Bildschirme.

 

Leitlinienkoordinator:innen: 

Prof. Dr. med. David Martin (david.martin@uni-wh.de)

Dr. med. Silke Schwarz (silke.schwarz@uni-wh.de)

 

Volltext der Leitlinie
 

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