Department für Pflegewissenschaft

Geschichte des Departments

Pflege auf höchstem Niveau

»Gute Pflege ist sehr viel mehr als Waschen und Verbandswechsel, sie erfordert Erfahrung, Wissen und Wissenschaft«, betont Professorin Margareta Halek: Menschen werden gebraucht, die nicht nur helfen wollen, sondern das auch können. Pflegende, die entsprechend qualifiziert sind, sich etwas zutrauen und gemäß ihren Fähigkeiten auch Verantwortung übernehmen dürfen.

Diese Vision stand Pate bei der Akademisierung der Pflege vor 25 Jahren an der UW/H. »Anfangs war noch vieles improvisiert«, sagt Halek. »Allein die Finanzierung des neuen Studiengangs Pflegewissenschaft war lange nicht gesichert, immer wieder war nicht klar, wie es weitergehen soll.« Dennoch: Entscheidend sei der Aufbruch gewesen und die Möglichkeit, sich weiterzubilden. »Christel Bienstein spielte dabei die entscheidende Rolle, sie hat unglaublich viel in Bewegung gesetzt – an der UW/H wie darüber hinaus«, fügt Professorin Sabine Metzing hinzu.

28 Teilnehmer*innen waren 1996 im ersten Studiensemester dabei: Unter ihnen die Altenpflegerin Margareta Halek und die Krankenschwester Sabine Metzing. Damals hätten sie sich nicht im Traum vorstellen können, dass sie nach dem Studium in die Wissenschaft gehen, dass sie einmal das Erbe von »Übermutter« Bienstein übernehmen und weiterführen würden – aber genau so ist es passiert.

Hochqualifizierte Pflegende werden dringend gebraucht

Seit ihren Wittener Anfängen vor 25 Jahren hat sich die Pflegewissenschaft enorm weiterentwickelt. Aus dem 1995 gegründeten Institut für Pflegewissenschaft wurde eines von vier gleichberechtigten Departments der Fakultät für Gesundheit.

»So vieles sich verändert hat, Zweierlei ist geblieben«, erklärt Halek. »Zum einen die Überzeugung, wie wichtig die Akademisierung der Pflege ist.« Oder genauer: »Allein die gravierenden demografischen Veränderungen, die steigende Zahl älterer Menschen und der an Demenz Erkrankten erfordern umfassende, tiefergehende Ausbildung – und die wiederum benötigt fundiertes Wissen, das auf Forschung basiert.« Zum anderen sei in der Pflege aber auch heute noch sehr viel Luft nach oben. »In Deutschland fehlen Strukturen und Akzeptanz: In ländlichen Regionen, in denen sich immer weniger Ärzt*innen niederlassen, ebenso wie in Kliniken und Seniorenheimen.«

Auf die immer größer werdende, oft dramatische Lücke insbesondere in ländlichen Regionen antwortet der Masterstudiengang Community Health Nursing (CHN), der im kommenden Wintersemester an der UW/H starten wird. Zudem reagiert CHN auf die wachsenden Herausforderungen im Gesundheitssystem: demografischer Wandel, Zunahme an komplexen chronischen Krankheitsbildern, steigende Zahl von Menschen mit langjährigem Pflegebedarf. »Wir möchten mit diesem Studiengang einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung leisten und Studierende befähigen, Verantwortung in multiprofessionellen und kooperativen Versorgungsmodellen zu übernehmen«, erklärt Metzing, die an der Konzeption des neuen Masters beteiligt ist.

Probleme eines überwiegend weiblichen Berufsstands

»Wir brauchen Pflegende, die auf Augenhöhe mit Vertreter*innen anderer akademischer Gesundheitsberufe agieren können«, sagt die Wissenschaftlerin. »Weil aber Fachkräftemangel herrscht, werden die Ausbildungsvoraussetzungen nach unten geschraubt, so dass jeder, der helfen will, es auch tun kann« – allzu oft gerade nicht zum Wohl von Patient*innen mit Behinderungen, Patient*innen, die schwer krank oder einsam sind und qualifizierte Betreuung brauchen.

Die Professorinnen sprechen damit Probleme eines überwiegend weiblichen Berufsstands an. Zu Beginn der Corona-Pandemie war zwar Applaus zu hören. Es gibt aber wenig materielle, strukturelle und organisatorische Verbesserungen. »Anders als zum Beispiel in den USA, die mit der Akademisierung der Pflege sehr viel weiter sind. Dort ist der Beruf gesellschaftlich hoch angesehen und auch gut dotiert«, resümiert Metzing.

So enthält das Bild zum 25-jährigen Jubiläum der Pflegewissenschaft an der UW/H diese beiden Elemente: Die Professorinnen äußern große Freude über das, was erreicht werden konnte; sie verleihen aber auch der Hoffnung Ausdruck, dass sich noch vieles ändern wird, insbesondere Einstellungen und Strukturen in der Pflegepraxis wie auch das Bewusstsein in Politik und Gesellschaft.

Witten will in diesen Bereichen weiterhin wirken, gerade auch mit dem neuen Masterstudiengang Community Health Nursing: Mit einer Ausbildung, die Pflegende befähigt, die enormen Herausforderungen im Gesundheitssystem zu meistern.

Margareta Halek

Sabine Metzing
Sabine Metzing

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