Universität Witten/Herdecke stellt ihren Hauptcampus zum Jahresende klimaneutral
Damit erreicht die UW/H einen wichtigen Meilenstein ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und übernimmt Verantwortung für künftige Generationen.

Bis 2035 sollen die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen klimaneutral sein – so steht es in der Koalitionsvereinbarung der Landesregierung. Auch die Universität Witten/Herdecke (UW/H) stellt sich dieser Verantwortung und hat, nach fünf Jahren intensiver Arbeit, ein wichtiges Etappenziel erreicht: Zum Ende des Jahres 2025 ist der Hauptcampus (Alfred-Herrhausen-Straße 48, 50 und 50a) erstmals klimaneutral gestellt. Das heißt: Die UW/H hat ihre direkten Emissionen (Gase und Kraftstoffe) und ihre indirekten Emissionen durch den Verbrauch von Strom hier so weit wie möglich reduziert. Die restlichen, nicht vermeidbaren Emissionen werden kompensiert. Emissionsfrei ist der Hauptcampus damit nicht, aber seine Bilanz ist ausgeglichen. Nicht berücksichtigt in diesem Ziel sind vor- und nachgelagerte Emissionen, die z. B. durch Mobilität, Beschaffungen oder Abfall entstehen.
Kombination verschiedener Maßnahmen zeigt Erfolg
Um ihren Hauptcampus klimaneutral zu stellen, hat die Universität in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. So wurden die Klimaziele unter anderem bei der Konzeption und Planung des Gebäudes in Holzhybridbauweise, das 2021 eröffnet wurde, berücksichtigt; diese Planung zahlt sich bereits jetzt aus. Das Gebäude bindet rund 1.200 Tonnen CO2 langfristig im Holz. Zudem ist der Energieverbrauch durch eine intelligente Architektur in Verbindung mit einem Blockheizkraftwerk und durch die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen, z. B. einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, wesentlich geringer als in anderen Gebäuden.
Weitere Schritte waren und sind u. a.
- die Umstellung auf Ökostrom und Ökogas
- die dauerhafte Absenkung der Raumtemperatur, die Umrüstung auf LED und die Installation von drei leistungsstarken Luftwärmepumpen (Anfang 2026) im Hauptgebäude
- die Erarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzepts
- die Zertifizierung nach dem „ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften“, um Nachhaltigkeit an der Universität messbar zu machen, Kennzahlen zu entwickeln und Prozesse zu verankern
Weitere Details und eine umfassende Klimabilanz sind im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht zu finden.
Durch die Maßnahmen konnten die jährlichen Emissionen von 567 Tonnen CO2e (CO2-Äquivalente1) im Jahr 2022 kontinuierlich gesenkt werden – 2024 beliefen sich die nicht vermeidbaren Emissionen am Hauptcampus noch auf 501 Tonne CO2e. Durch den Bezug von Ökogas und Ökostrom von den Stadtwerken Witten wurden davon bereits 416 Tonnen CO2e ausgeglichen. Die Stadtwerke investieren in Klimaschutzprojekte und verfügen über Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Quellen. Dadurch können sie Strom und Gas bereits kompensiert an Verbraucher:innen weitergeben. Die restlichen 85 Tonnen CO2e kompensiert die UW/H durch den Kauf von Gold-Standard-Zertifikaten, mit denen ein Klimaschutzprojekt in Brasilien finanziert wird. Dieses trägt zum Schutz der Wälder bei und vermeidet illegale Abholzung, indem Öfen in der lokalen Keramikindustrie von Holz auf Biomasse-Abfälle umgestellt werden. Damit werden nachweislich globale Emissionen reduziert.
Bildung für nachhaltige Entwicklung fördern und einen aktiven Beitrag leisten
Zusätzlich haben sich Universitätsangehörige für lokalen Klimaschutz engagiert: Studierende, Mitarbeitende und Auszubildende haben zusammen mit dem Bergwaldprojekt – einem Verein, der sich bundesweit für die Erhaltung und die Wiederherstellung von Ökosystemen einsetzt – 700 Traubeneichen in Neuenrade im Sauerland gepflanzt. Dr. Dirk Jakobs, Vizepräsident für Organisationsentwicklung, betont: „Uns ist es wichtig, es nicht bei der Kompensation zu belassen, sondern unserem Auftrag als Bildungseinrichtung gerecht zu werden. Wir wollen für die Auswirkungen des Klimawandels in unserer Region sensibilisieren, aktive Beteiligung leben sowie Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung stärken.“
UW/H-Präsident Prof. Dr. Martin Butzlaff: „Dass wir unser Ziel erreicht haben und unser Hauptcampus zum Ende des Jahres 2025 klimaneutral gestellt ist, zeigt, dass wir als Universität unsere Verantwortung ernst nehmen – im Betrieb ebenso wie in Forschung und Lehre. Klimaneutralität ist für uns kein Prestigeprojekt, sondern Teil eines langfristigen Transformationsprozesses, an dem viele Menschen innerhalb und außerhalb der UW/H mitwirken. Dieses gemeinsame Engagement zeigt, was möglich ist, wenn wir Nachhaltigkeit konsequent, transparent und wissenschaftlich fundiert verfolgen.“
Weitere Maßnahmen sind in Planung
Der Grundstein ist damit gelegt. Um den Weg in den nächsten Jahren konsequent fortzusetzen, werden Emissionen einerseits weiter gesenkt und andererseits durch Klimaschutzprojekte kompensiert. Überdies sollen nach dem Hauptcampus weitere Standorte – etwa an der Gleiwitzer, der Stockumer oder der Pferdebachstraße – und Bereiche – wie Dienstreisen, Abfall, Abwasser sowie eingekaufte Waren und Dienstleistungen – folgen.
1Die Berechnung in CO2-Äquivalenten (CO2e) ermöglicht es, zu vergleichen, wie stark sich verschiedene Treibhausgase (z. B. CO2, Methan oder Lachgas) auf die Klimaerwärmung auswirken. Dabei wird geschaut, wie viel jedes dieser Gase im Vergleich zu CO2 zur Erderwärmung beiträgt. So wird der Gesamteffekt verschiedener Gase aufs Klima messbar und transparent gemacht.
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Svenja Kurth, M. A.
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