Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie

Der Effekt irrelevanter auditiver Ereignisse bezeichnet die Beeinträchtigung von Arbeitsgedächtnisleistungen durch zu ignorierenden Hintergrundschall. In einem typischen Experiment ist es die Aufgabe der Versuchspersonen, eine Liste visuell präsentierter Items für eine kurze Zeit aufrecht zu erhalten und im Anschluss in der Reihenfolge ihrer Präsentation wiederzugeben. Werden während der Präsentation der Items auditive Distraktoren abgespielt, ist die Wahrscheinlichkeit eines korrekten Abrufs im Vergleich zu einer Ruhebedingung deutlich reduziert. Wir interessieren uns dabei insbesondere für die psychoakustischen Merkmale, die für die Störwirkung verantwortlich sind, und für die daran beteiligten Verarbeitungsprozesse. In welchem Umfang lässt sich die Verarbeitung irrelevanter Sprache unterdrücken? Was für eine Rolle spielen kognitive Faktoren wie die Erwartung an die Fortführung der Distraktorsequenz? Welchen Einfluss haben individuelle Unterschiede in der Arbeitsgedächtniskapazität?

Die erfolgreiche Umsetzung aktueller Aufgaben und Ziele erfordert die Beachtung von aufgabenrelevanten Informationen und das Ignorieren von aufgabenirrelevanten Informationen. Umfangreiche Untersuchungen belegen, dass es älteren Menschen häufig schwerer fällt, die Verarbeitung von irrelevanten Informationen zu unterdrücken. Zum Beispiel sind ältere Probanden im Vergleich zu jüngeren Probanden beim Lesen stärker durch eingestreute, nicht auf den Text bezogene Distraktorwörter gestört und sie haben größere Schwierigkeiten, einen Text nachzusprechen, wenn gleichzeitig irrelevante Wörter über Kopfhörer präsentiert werden. Wir untersuchen, ob ein allgemeines Defizit in der inhibitorischen Aufmerksamkeitskontrolle für die altersbezogenen Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit verantwortlich ist oder, ob die Modalität und die Art der Reizdarbietung eine Rolle dabei spielen. Konkret interessieren wir uns dafür, ob die Fähigkeit Distraktorreize zu ignorieren, die in einer anderen Modalität dargeboten werden als die Zielreize (zum Beispiel visuell und auditiv), bis ins hohe Alter erhalten bleibt.

Unter inzidentellem oder implizitem Lernen versteht man Lernen ohne Lernabsicht. Ein sehr populäres inzidentelles Lernphänomen ist der „Survival-Processing“-Effekt. Hierbei handelt es um den vielfach replizierten Gedächtnisvorteil für Wörter, die zuvor hinsichtlich ihrer Relevanz in einer fiktiven Überlebenssituation beurteilt wurden. Folgt man evolutionspsychologischen Erklärungen, so handelt es sich hierbei um einen Hinweis darauf, dass der menschliche Geist durch Anpassung an eine steinzeitliche Umwelt geformt wurde. Alternative Erklärungsansätze gehen davon aus, dass sich der „Survival-Processing“-Effekt und ähnliche Phänomene durch allgemeine Gedächtnisprinzipien erklären lassen. In einer Reihe von Experimenten sollen diese beiden Erklärungen auf den empirischen Prüfstand gestellt werden.