Europa in der Welt von Donald Trump
Rückblick auf einen aufrüttelnden Vortrag von Klaus Welle an der Universität Witten/Herdeck

Unter dem Titel „Europe – How to survive in the world of Donald Trump?“ beleuchtete UW/H-Alumnus Klaus Welle, ehemaliger Generalsekretär des Europäischen Parlaments, die geopolitische Lage Europas im Zeitalter eines erneut regierenden Donald Trump. Er präsentierte eine eindringliche und vielschichtige Analyse; zu der Veranstaltung eingeladen hatte das International Center for Sustainable and Just Transformation [tra:ce] der Universität Witten/Herdecke.
Zwischen Chaos und minutiöser politischer Planung
Klaus Welle skizzierte in seinem Vortrag eine alarmierende Verschiebung globaler Machtverhältnisse, geprägt durch eine gezielte Schwächung demokratischer Institutionen, die Fusion von technologischer, medialer, finanzieller und politischer Macht und eine Rückkehr geopolitischer Konfrontation. Anhand von zehn strukturellen Revolutionen in der US-Politik zeichnete er nach, wie das System Trump nicht nur auf Chaos, sondern auf minutiöser politischer Planung basiert – orchestriert von Think Tanks wie der Heritage Foundation.
Der EU-Stratege nahm neben Trump als Person auch das System hinter ihm unter die Lupe: Eine Allianz von Tech-Eliten, illiberalen internationalen und nationalistischen Kräften, die gezielt Institutionen aushöhlen und traditionelle Machtzentren wie Medien und Universitäten schwächen. Der Vortrag zeigte auf, wie tiefgreifend die US-amerikanische Politik internationale Beziehungen prägt – sei es durch parteipolitisierte Außenpolitik, die Reorganisation des Nahen Ostens oder die Abkehr von multilateralen Institutionen wie der UNO.
„Die Welt von Donald Trump ist eine Welt der Starken.“
Welle betonte: „Die Welt von Donald Trump ist eine Welt der Starken.“ Europa müsse sich entscheiden, ob es sich dieser Logik unterordnet – oder eigene Antworten findet. Ein Rückzug auf normative Appelle reiche nicht mehr. Gefragt seien geopolitische Resilienz, strategische Souveränität und eine neue Debatte über wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit in Zeiten globaler Umbrüche.
Mit Blick auf die Rolle Europas plädierte Welle für eine realpolitische Wende: Europa müsse sich der geopolitischen Realität stellen, eigene militärische und wirtschaftliche Kapazitäten ausbauen und die soziale Kohäsion im Inneren stärken. Die anschließende Diskussion zeigte: Das Publikum war aufgewühlt, aber auch inspiriert. Wie umgehen mit der Rückkehr einer Politik der Stärke? Wie sichern wir Demokratie und Zusammenhalt in Europa, wenn globale Kräfte gezielt spalten? Die Antworten bleiben offen – doch der Abend machte deutlich, wie dringlich die Debatte ist.