Department für Pflegewissenschaft

Interview mit dem Team der Professur für Praxisentwicklung

Es wurden interviewt

Dr. Johannes Michael Bergmann

MScN Helmut Budroni
MScN Helmut Budroni

Sibylle Reick

Anne Fahsold

Theresa Siegler

Anna Louisa Hoffmann

Liebes Team Praxisentwicklung,

im letzten Jahr wurde die Professur für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Praxisentwicklung an der Universität Witten/Herdecke eingerichtet. Zudem wurde der Masterstudiengang Pflegewissenschaft im Laufe des letzten Jahres unter der Leitung von Professor Dr. Rebecca Palm komplett überarbeitet und in diesem Jahr erfolgreich akkreditiert.

 

Was ist das Neue an diesem Studiengang Pflegewissenschaft?

Die Professur Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Praxisentwicklung am Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke nimmt die Weiterentwicklung der Pflegepraxis in den Fokus. Nur so können nachhaltige und positive Veränderungen in der Versorgungspraxis erreicht werden. Aus diesem Grund haben wir in dem neuen Masterstudiengang Pflegewissenschaft neben dem Schwerpunkt Pflegeforschung, den Schwerpunkt Praxisentwicklung konzipiert. Damit tragen wir der aktuellen Situation Rechnung, dass akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen in der direkten Pflege benötigt werden, um die pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse mit den Anforderungen der Praxis gemeinsam weiter zu entwickeln. Evidenzbasierte und person-zentrierte Pflegeinterventionen bedürfen einer Begleitung in der direkten Pflegepraxis. Gleichzeitig werden nach wie vor Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler benötigt, um die vielfältigen und notwendigen Projekte pflegewissenschaftlicher Forschung zu ermöglichen. Neu in dem Curriculum des Studiengangs sind vor allem die zahlreichen und unterschiedlichen Lehr- und Prüfungsformen, die wir gewählt haben, um auch aktuellen bildungstheoretischen Entwicklungen gerecht zu werden. Stichworte für zeitgemäße Prüfungsformate sind Posterkonferenzen, ein Debattierclub sowie eine (E-) -Portfolio-Prüfung und Lehrmethoden wie E-Learning-Formate im „Flipped Classroom“ oder hybride Lehrveranstaltungen. Lehrveranstaltungen finden zu drei Vierteln als Online-Angebot und zu einem Viertel in Präsenz statt. Die Kompetenzentwicklung der Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler wird in zwei studienintegrierten Praktika ausgebaut: Studierende erhalten die Möglichkeit, im Rahmen eines Orientierungs- und anschließenden Kernpraktikums Handlungsfelder sowie praxis- und forschungsrelevante Themenfelder kennenzulernen und mit ihren eigenen Schwerpunktthemen zu verknüpfen.

Was verbirgt sich hinter den Studienschwerpunkten Pflegeforschung und Praxisentwicklung?

In dem Schwerpunkt Pflegeforschung lernen die Studierenden des neu konzipierten Masterstudiengangs Pflegewissenschaft vertiefte Inhalte der quantitativen und qualitativen Forschung, aber auch Mixed-Methods Ansätze kennen. Daneben lernen sie unter anderem, wie diese Methoden in Forschungsprojekten zur Beantwortung spezifischer Fragestellungen ethisch korrekt geplant und umgesetzt werden und wie die Ergebnisse nach außen getragen und implementiert werden können. Im Schwerpunkt Praxisentwicklung lernen sie Methoden der Praxisentwicklung kennen, aber auch Konzepte der erweiterten Pflegepraxis, wie Advanced Practice Nursing, Clinical Leadership und Evaluation der Praxisentwicklung. Abhängig von den zwei Schwerpunkten absolvieren sie entweder in einer Einrichtung des Gesundheitswesens oder einer Forschungseinrichtung ihre Praktika.

Wie wird der Studiengang die Pflegepraxis verändern?

Die gegenwärtigen Entwicklungen in der Pflege deuten darauf hin, dass mit einer langen Verzögerung − auch in Deutschland − die Akademisierung der Pflege nicht mehr aufzuhalten ist. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind zunehmend akademische Pflegefachpersonen gefragt, und gleichzeitig entstehen Studiengänge zur Ausbildung von Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten. Hier wollen wir mit unserem Studiengang Pflegefachpersonen zur Mitwirkung und Weiterentwicklung der Pflegepraxis in unterschiedlichen Arbeits- und Tätigkeitsfeldern befähigen. Absolventinnen und Absolventen werden mit dem neu konzipierten Studiengang in die Lage versetzt, Entwicklungen in der Pflegepraxis voranzutreiben, indem sie dortige Kulturen positiv verändern und person-zentriertes sowie evidenzbasiertes Denken und Handeln etablieren. Damit gelingt es auch, die Akzeptanz Pflegender gegenüber akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen zu erhöhen. Denn auch die eigene Berufsgruppe muss dahingehend noch überzeugt werden, obwohl zahlreiche Studien längst belegen, dass akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen zu einer besseren Patientenversorgung führen.

Was sind die großen Herausforderungen und Chancen für die Zukunft der Pflegewissenschaft im universitären Kontext?

Bis heute gibt es nur eine überschaubare Anzahl an Universitäten in Deutschland, die pflegewissenschaftliche Studiengänge und Promotionsprogramme anbieten. Die Universität Witten/Herdecke hat hier vor mehr als 25 Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen und wird dies auch weiterhin tun. Das war nicht immer einfach, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hierfür nicht optimal waren und es auch bis heute nicht sind. Als Privatuniversität sind wir darauf angewiesen, Studienbeiträge für Studienprogramme zu erheben, was insbesondere in der Pflege in Deutschland bis heute eher unüblich ist. Die Möglichkeiten für Studierende, hier entsprechende Unterstützung ─ etwa in Form von Stipendien ─ zu erhalten, sind immer noch sehr überschaubar. Hier müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Gleichzeitig ist es eine große Aufgabe, Pflegewissenschaft sukzessive in den universitären Kontext zu bringen und Pflegefachpersonen für unsere pflegewissenschaftliche Community zu begeistern. Denn wir benötigen in Zukunft wissenschaftlich ausgebildete Pflegefachpersonen, die sowohl in der Pflegepraxis als auch in Forschung und Lehre an Universitäten tätig sind. Was in der Medizin schon immer üblich war, wie am Beispiel der Professorinnen und Professoren, die oftmals Stellen als Chefarzt besetzen und gleichzeitig an der Universität forschen und lehren, muss nun endlich auch in der Pflege umgesetzt werden.

 

Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, unsere Fragen zu beantworten.

Claudia Dinand
Im Namen des Orgateams: Webseite 25 Jahre Pflegewissenschaft

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: