Spiritualität ist auch körperlich: Neue Studie zeigt engen Zusammenhang zwischen Körperbewusstsein und spiritueller Erfahrung

Man sieht einen Ausschnitt einer Person, die ihre Hand auf der Brust hält, um ihre Atmung zu spüren.

Spiritualität ist keine reine Kopfsache – sie hängt eng damit zusammen, wie wir unseren Körper wahrnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam der Universitäten Witten/Herdecke (UW/H) und Tübingen. Für die Studie haben die Forschenden um Prof. Dr. Johannes Michalak, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie II an der UW/H, Daten von mehr als 730 Christ:innen, Muslim:innen und Buddhist:innen in den USA untersucht – eine der bislang größten Studien zu diesem Thema.

Klares Ergebnis über alle Religionen hinweg

Das Ergebnis ist eindeutig: In allen drei religiösen Gruppen fanden die Forschenden einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen sogenannter interozeptiver Bewusstheit – also der Fähigkeit, innere Körperempfindungen wahrzunehmen und konstruktiv mit ihnen umzugehen – und Spiritualität. Menschen, die ihre körperlichen Signale bewusst spüren das Zusammenspiel des Körpers mit den eigenen Emotionen registrierten und den Körper zur Selbstregulation nutzen können, weisen ein höheres Maß an Spiritualität auf als Personen, bei denen diese Fähigkeiten weniger ausgeprägt sind.

Überraschend: Der stärkste Zusammenhang findet sich nicht bei Buddhist:innen – obwohl Meditation dort eine zentrale, körperbasierte Praxis ist –, sondern bei den christlichen Teilnehmenden.

So wurde gemessen

Für die Studie nutzten die Forschenden zwei etablierte wissenschaftliche Messinstrumente: (1) einen Fragebogen zur interozeptiven Bewusstheit, der abbildet, wie gut Menschen innere Körperempfindungen wahrnehmen und regulieren, und (2) die Spiritual Transcendence Scale, die das Ausmaß von Spiritualität religionsübergreifend erfassen kann. Anschließend berechneten sie, wie stark beide Bereiche zusammenhängen.

Prof. Dr. Johannes Michalak: „Unsere Ergebnisse zeigen: Spiritualität ist also nicht nur – wie vielfach angenommen wird – eine Frage des Denkens – sie entsteht im Zusammenspiel von Geist und Körper.“
 

Weitere Informationen: Die vollständige Studie finden Sie hier: https://doi.org/10.1177/00846724251381842

 

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