Neues digitales Unterstützungsangebot für Zugehörige von Menschen mit Demenz
Forschende der Uni Witten/Herdecke bringen mit iDEM-Support ein internationales Trainingsprogramm erstmals in den deutschen Pflegealltag.

Wer einen Menschen mit Demenz zu Hause pflegt, steht oft unter Dauerbelastung – körperlich, emotional, organisatorisch. Viele Informationen sind überfordernd und häufig schwer verständlich, digitale Angebote wirken unübersichtlich. Hier setzt ein neues Projekt unter Beteiligung des Lehrstuhls für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen und der Juniorprofessur für Digital Health der Universität Witten/Herdecke (UW/H) an: iDEM-Support will betreuenden und pflegenden Zugehörigen – also neben der Familie zum Beispiel auch Nachbar:innen und Freund:innen – genau die Unterstützung bieten, die sie wirklich brauchen.
Grundlage von iDEM-Support ist das Programm iSupport der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein bewährtes digitales Trainingsangebot für betreuende und pflegende Zugehörige. Es wurde weltweit bereits erfolgreich eingesetzt. Doch: Was international funktioniert, passt nicht automatisch zu den komplexen Gegebenheiten in Deutschland. Deshalb passt das Forschungsteam die Plattform nun erstmals gezielt an die Bedingungen in Deutschland an– sprachlich und kulturell. Das bedeutet: Informationen zu Demenz und zur Rolle als betreuende:r und pflegende:r Zugehörige:r sowie zum Umgang mit Verhaltensänderungen werden berücksichtigt. Ziel ist es, Zugehörigen alltagstaugliches Wissen und interaktive Austauschmöglichkeiten an die Hand zu geben. Um die Ausgestaltung bestmöglich an die Bedarfe der Nutzenden anzupassen, erfolgt die Entwicklung gemeinsam mit Expert:innen und Zugehörigen.
Digital verstehen und nutzen
Ein zusätzliches Modul macht das auf Deutschland angepasste Programm besonders: Es hilft, sich im Dschungel digitaler Gesundheitsinformationen besser zurechtzufinden. Viele Zugehörige wissen nicht, welche Quellen vertrauenswürdig sind oder wie sich Online-Informationen auf ihre persönliche Pflegesituation anwenden lassen. Deshalb bietet iDEM-Support ein Modul zum Aufbau digitaler Gesundheitskompetenz. Dieses thematisiert z. B., wie Informationen gezielt gesucht, kritisch bewertet und sinnvoll genutzt werden können.
Bevor das Programm breit verfügbar wird, testet das Forschungsteam es mit rund 140 betreuenden und pflegenden Zugehörigen sowie Fachleuten und begleitet es wissenschaftlich. iDEM-Support soll barrierefrei auf PC, Tablet und Smartphone nutzbar sein.
Ein Blick nach vorn
„Wenn betreuende und pflegende Zugehörige gut informiert und unterstützt werden, verbessert das nicht nur die Qualität der häuslichen Pflege – es kann auch Klinikaufenthalte vermeiden und die psychische Belastung deutlich reduzieren“, sagt Dr. Julia Nitsche, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektteam. Das Projekt iDEM-Support zeige darüber hinaus, wie Digitalisierung im Gesundheitswesen konkret und wirksam umgesetzt werden könne. Ihre Kollegin aus dem Projektteam, Prof. Dr. Theresa Sophie Busse, ergänzt: „Wir sehen hier ein echtes Potenzial, die Pflegekultur in Deutschland langfristig zu verändern.“
Weitere Informationen:
Das Projekt iDEM-Support wird für drei Jahre durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Konsortialführung dieses Projekts ist die Professur für Versorgungsforschung am Institut für Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität Bochum. Weitere Konsortialpartner sind die Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie und die Abteilung für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität Bochum, der Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen und die Juniorprofessur für Digital Health der Universität Witten/Herdecke sowie Ergosign GmbH. Das Projekt arbeitet zusätzlich eng mit Praxispartner zusammen wie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Wir pflegen - Interessenvertretung u. Selbsthilfe pflegender Angehöriger in Nordrhein-Westfalen e. V. und Letzte Hilfe Kurse GmbH, die auch bei der Verstetigung des Angebots unterstützen.
Ansprechpartnerin

Svenja Malessa
Pressereferentin
Administration | Kommunikation & Marketing
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