Prof. Dr. André Schmidt spricht über Chancen, Risiken und geopolitische Machtspiele der BRICS+-Staaten
Prof. Dr. André Schmidt von der UW/H hielt in Bangkok einen Vortrag über die geoökonomischen Herausforderungen, die sich durch die Erweiterung der BRICS-Staaten zu BRICS+ ergeben.

Prof. Dr. André Schmidt, Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomik und internationale Wirtschaft an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), hielt auf Einladung des ASEAN Studies Center der Chulalongkorn Universität in Bangkok, Thailand, einen Vortrag über die geoökonomischen Herausforderungen, die mit der Erweiterung der BRICS-Staaten zu BRICS+ zusammenhängen. Zu den BRICS-Staaten gehörten ursprünglich Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Inzwischen umfasst das Bündnis elf Mitglieder – hinzugekommen sind Äthiopien, Ägypten, Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Indonesien.
Geopolitische Gründe für die Erweiterung von BRICS zu BRICS+
Themenschwerpunkte der Tagung in Bangkok waren die geopolitischen Spannungen und deren Auswirkungen für die Weltwirtschaft. In seinem Vortrag zeigte Prof. Dr. André Schmidt, dass die Bestrebungen zur Erweiterung der BRICS-Staaten rein aus geopolitischen Motiven zu erklären sind: Sie versuchen, einen politischen Gegenpol zu den G7-Staaten zu schaffen. Ökonomische Wohlfahrtsgewinne seien angesichts der Heterogenität der Mitgliedstaaten nicht zu erwarten.
Auch die Bestrebungen der BRICS+-Staaten, sich zunehmend vom US-Dollar als Weltreservewährung unabhängig zu machen, sieht Schmidt kritisch. Globale Notenbanken, Regierungen und Finanzinstitutionen nutzen eine Weltreservewährung als zentrales Mittel zur Wertaufbewahrung, für internationale Transaktionen und zur Absicherung von Währungsrisiken. Kurz- bis mittelfristig könne eine wie auch immer durch Goldreserven gedeckte Gemeinschaftswährung der BRICS+-Staaten die Anforderungen an eine Weltreservewährung nicht erfüllen. Darüber hinaus wird es aufgrund der Interessenkonflikte zwischen China und Indien und der Heterogenität dieser Staaten sehr schwierig sein, sich auf eine gemeinsame Politik zu verständigen.
Zugang zu Rohstoffen könnte eingeschränkt werden
Die größte Gefahr für die globale Welthandelsordnung ist jedoch in dem Bestreben Chinas zu sehen, mithilfe der BRICS+-Staaten den Zugang zu wichtigen Rohstoffen zu monopolisieren, so Schmidt. China sichert sich durch seine Strategien im Rahmen der BRICS+-Staaten nicht nur die Absatzmärkte, sondern vor allem die Zugänge zu wichtigen Ressourcen und Rohstoffen, die insbesondere für die digitale Transformation unerlässlich sind. Hierin sieht Schmidt die größte Herausforderung für die Europäische Union, die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine adäquaten Antworten darauf gefunden hat.
Gleichzeitig plädierte Schmidt dafür, in dem Zusammenschluss der BRICS+-Staaten, nicht immer nur eine Gefahr zu sehen. So könnten sich auch erhebliche Chancen einer Zusammenarbeit zwischen den G7-Staaten und den BRICS+-Staaten im Bereich Klimapolitik sowie faire Handelsbeziehungen durch Begrenzungen von Subventionen ergeben. Bis dahin sei es jedoch noch ein langer Weg, zu dem auch einiges diplomatisches Geschick gehört.
