Umgang mit Harninkontinenz bei Demenz: Was Pflegende in der Praxis wirklich brauchen
Ein neues Forschungsprojekt der Universität Witten/Herdecke will Wege aufzeigen, wie die Pflege von Menschen mit fortgeschrittener Demenz mit Harninkontinenz verbessert werden kann.

Harninkontinenz – der unfreiwillige Verlust von Urin – ist ein weit verbreitetes, aber kaum thematisiertes Problem in der Altenpflege. Besonders betroffen sind Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Sie verlieren zunehmend die Fähigkeit, die Blase zu kontrollieren, und können oft nicht mehr selbstständig zur Toilette gehen. Die Folgen sind gravierend: eingeschränkte Lebensqualität, Scham und Belastung – sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegenden.
Ein neues Forschungsprojekt bringt Licht ins Dunkel
Hier setzt die Promotion von Melanie Maschewski, Doktorandin am Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke (UW/H), an. In ihrer Doktorarbeit will sie sichtbar machen, wie Pflegende in dieser Situation handeln und Entscheidungen treffen – zum Beispiel wie sie Menschen mit fortgeschrittener Demenz mit Harninkontinenz pflegen, welche Maßnahmen sie wählen oder wie sie mit Widerstand und Scham umgehen – und welche Entscheidungen und Erfahrungen Gedanken und Werte ihr Handeln dabei bestimmen.
Bisherige Studien liefern nur begrenzt Antworten. Sie zeigen die Häufigkeiten von Inkontinenz, Belastungen für Pflegende und einzelne Maßnahmen. Doch wie Pflegende entscheiden, welche Strategien sich bewähren und welche Arbeitsbedingungen nötig sind, blieb bisher weitgehend unerforscht. Die Promotion schließt diese Lücke. Die Erkenntnisse sollen Pflegenden Reflexionsmöglichkeiten liefern, Einrichtungen Impulse für bessere Rahmenbedingungen geben und Politik und Ausbilder:innen unterstützen.
Deutscher Pflegetag mit Beteiligung der UW/H
Die Bedeutung von Forschung zu grundlegenden pflegerischen Tätigkeiten wie der Inkontinenzversorgung zeigt sich auch auf dem Deutschen Pflegetag 2025, der am 5. und 6. November in Berlin unter dem Motto #PflegeBleibt stattfindet. Dort wird Prof. Dr. Margareta Halek, Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der UW/H, über die „Potenziale des Fundamentals of Care – das Rahmenmodell für die Pflegepraxis, -bildung und -forschung in Deutschland“ sprechen.
Dieses internationale Modell beschreibt pflegerisches Handeln als einen komplexen Prozess, der im Kern beziehungsorientiert ist, und macht es vor den Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems verständlich. Forschende der UW/H und der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem haben das Modell gemeinsam ins Deutsche übersetzt und somit der Pflegepraxis in Deutschland zur Verfügung gestellt.
Beide Arbeiten – die Promotion von Melanie Maschewski und die Forschung zu den Fundamentals of Care – verfolgen dasselbe Ziel: Pflege sichtbar zu machen, ihr Fundament zu stärken und Wege aufzuzeigen, wie sie im Alltag gelingen kann.
Ansprechpartnerin

Svenja Malessa
Pressereferentin
Administration | Kommunikation & Marketing
Alfred-Herrhausen-Straße 48
58455 Witten
Raumnummer: 2.F05