Was passiert, wenn Kinder und Jugendliche ihr Spiegelbild nicht mehr ertragen?
Prof. Dr. Anne Möllmann wurde auf die Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Witten/Herdecke berufen.

Wie sehen sich Kinder und Jugendliche selbst – und was macht ihr Selbstbild mit der Psyche? Damit beschäftigt sich Prof. Dr. Anne Möllmann. Sie wurde auf die Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) berufen. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung: die Körperdysmorphe Störung. Dabei fixieren Betroffene sich auf wahrgenommene Makel – etwa eine „zu große“ Nase oder „hässliche“ Haut –, obwohl andere diese gar nicht wahrnehmen. „Wir wollen verstehen, ab wann die Selbstwahrnehmung verzerrt ist – und wie das die Entwicklung psychischer Erkrankungen beeinflusst“, erklärt Prof. Dr. Möllmann.
Ein aktuelles Forschungsprojekt stellt die Frage in den Mittelpunkt, wie sich negative Körperbilder frühzeitig erkennen lassen und wie man gegensteuern kann. Neben Fragebögen setzen die Forschenden auch verschiedene Techniken ein: Eyetracking zeigt, wohin Menschen beim Blick in den Spiegel schauen. Motion-Capture-Systeme erfassen, wie sich jemand bewegt. Hochauflösende Kameras machen feine Veränderungen sichtbar – etwa, wie jemand auf andere zugeht.
Wenn Geräusche zur Qual werden
Prof. Dr. Möllmann forscht auch zu Misophonie – einer stark reduzierten Toleranz gegenüber bestimmten Geräuschen, etwa Kauen oder Atmen. „Betroffene empfinden starke Anspannung, Wut oder Ekel. Das schränkt ihren Alltag massiv ein“, sagt sie. Die Störung ist bisher kaum erforscht und offiziell nicht als psychische Erkrankung anerkannt. Dennoch kann der Leidensdruck so hoch sein, dass therapeutische Hilfe nötig wird. Möllmann will dazu künftig gezielte Angebote in der Psychotherapeutischen Ambulanz für Kinder- und Jugendliche des Zentrum für Psychische Gesundheit und Psychotherapie (ZPP) aufbauen.
Wie man Kindern hilft – und ihnen zuhört
In der Lehre legt Prof. Dr. Möllmann den Fokus auf Prävention und kindgerechte Psychotherapie. Die Studierenden lernen, psychische Störungen früh zu erkennen und wirksam zu behandeln. Ein zentrales Ziel: Beziehungskompetenz. Wer mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern arbeitet, braucht mehr als Fachwissen; er oder sie muss Vertrauen aufbauen können. Genau das üben die Studierenden, von der ersten Kontaktaufnahme bis zur therapeutischen Begleitung.
Als wissenschaftliche Leiterin der Psychotherapeutischen Ambulanz für Kinder- und Jugendliche des ZPP begleitet Möllmann auch die praktische Ausbildung in der Lehrtherapeutischen Grundversorgung für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
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