Der Kinderschlafpreis 2025 geht an die Universität Witten/Herdecke

Man sieht ein schlafendes Baby

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) vergibt den Kinderschlafpreis 2025 an Dr. phil. Larissa Kubek von der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Ausgezeichnet wird ihre Dissertation zur Schlafdiagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit lebenslimitierenden Erkrankungen – einer Patient:innengruppe, die in der Forschung wegen hoher methodischer Hürden bislang kaum berücksichtigt wurde. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Boris Zernikow, Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin.

Eine vernachlässigte Patient:innengruppe im Fokus

Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen (LLE) haben meist komplexe, seltene Krankheitsbilder und häufig schwere neurologische Einschränkungen. Viele können nicht sprechen, sind dauerhaft pflegebedürftig oder auf technische Unterstützung angewiesen. Obwohl Schlafstörungen zu ihren häufigsten Belastungen gehören, fehlten bislang verlässliche Daten und alltagstaugliche Diagnoseverfahren.

Was die Arbeit leistet

Dr. Kubek untersucht erstmals systematisch, wie häufig Schlafstörungen bei Kindern mit LLE auftreten, wie sie sich äußern und wie sie unter den Bedingungen der pädiatrischen Palliativversorgung zuverlässig erfasst werden können. Grundlage sind mehrere Studien am Kinderpalliativzentrum Datteln – Universität Witten/Herdecke und an kooperierenden Kliniken.

Ein zentrales Ergebnis: Rund die Hälfte der untersuchten Kinder zeigte mindestens eine klar klassifizierbare Schlafstörung. Auch wurde sichtbar, dass Sprachbarrieren – etwa bei nicht deutschsprachigen Eltern – die schlafmedizinische Diagnostik erschweren.

Neue, praxistaugliche Diagnostik

Ein Schwerpunkt der Dissertation ist die Entwicklung des Sleep Screening for Children and Adolescents with Complex Chronic Conditions (SCAC) – des ersten spezifischen Fragebogens für Kinder mit komplexen chronischen Erkrankungen. Der SCAC erfasst Schlafprobleme strukturiert, zeiteffizient und auch dann, wenn die jungen Patient:innen selbst nicht berichten können. Das Instrument ist wissenschaftlich validiert und bereits ins Englische übersetzt.

Zudem zeigt die Arbeit, dass Aktigraphie – ein nichtinvasives bewegungssensitives Messverfahren – eine praktikable Ergänzung oder Alternative zur Polysomnographie sein kann, besonders bei Kindern mit schweren neurologischen Einschränkungen. Zusammen mit Fragebogen und Schlafprotokollen entsteht ein diagnostischer Ansatz, der sowohl objektive Daten als auch die Perspektive der Familien einbezieht.

„Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen benötigen diagnostische Verfahren, die ihre besondere Lebensrealität berücksichtigen. Die Ergebnisse können helfen, Versorgung strukturierter und für Familien nachvollziehbarer zu gestalten“, sagt Kubek.

Bedeutung für Versorgung und Forschung

Die ausgezeichnete Dissertation zeigt, wie sich ein bisher schwer zugängliches Feld wissenschaftlich fundiert und zugleich praxisnah bearbeiten lässt. Sie liefert konkrete Impulse für Kinderpalliativteams, Kliniken und Hospize, schlafbezogene Diagnostik zu verbessern und fest in Abläufe zu integrieren.

Für Familien bedeutet dies mehr Orientierung und besser nachvollziehbare Behandlungsentscheidungen. Für Fachpersonen schafft die Arbeit Klarheit darüber, welche Verfahren im klinischen Alltag zuverlässig einsetzbar sind.

Fotos zum Download

Man sieht eine junge Frau, die eine Urkunde und einen Blumenstrauß in der Hand hält und in die Kamera lacht.

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin zeichnet die Dissertation von Dr. phi. Larissa Kubek der UW/H zur Schlafdiagnostik bei Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen aus (Foto: UW/H | Larissa Kubek)

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Porträtfoto von Svenja Malessa

Svenja Malessa

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