Neu gegründetes Netzwerk bringt eine Medizin voran, die allen Geschlechtern gerecht wird

Porträtbild von Prof. Dr. Petra Thürmann

Frauen und Männer reagieren häufig unterschiedlich auf Erkrankungen und Therapien. Prof. Dr. Petra Thürmann, Vizepräsidentin für Forschung an der Universität Witten/Herdecke und Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie, beschäftigt sich bereits seit Ende der 1990er Jahre mit den Geschlechterunterschieden bei Arzneimitteln: „Damals wurde ich mit dem Thema belächelt und vielen Kolleg:innen war nicht bewusst, dass es Geschlechterunterschiede nicht nur für die Frauenärztin und den Urologen gibt“, sagt sie.

Inzwischen ist das Thema zwar etwas präsenter, doch noch immer werden biologische und soziokulturelle Geschlechterunterschiede in der medizinischen Versorgung ebenso wie in der Forschung unzureichend beachtet. Ein neuer Zusammenschluss soll vorantreiben, dass die Medizin allen Geschlechtern gerecht wird: das Netzwerk Geschlechtersensible Medizin NRW. Gegründet wurde es von den medizinischen Fakultäten der Universitäten Aachen, Bielefeld, Bochum, Duisburg-Essen, Düsseldorf, Köln, Münster und Witten/Herdecke. Initiatorin des Netzwerks ist die Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld.

„Nur durch Austausch, Zusammenarbeit und Beteiligung vieler wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Gruppen werden wir die flächendeckende Berücksichtigung der geschlechtersensiblen Medizin in Deutschland erreichen“, sagt Prof. Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione, Professorin für geschlechtersensible Medizin an der Universität Bielefeld.

Geschlechteraspekte in der humanmedizinischen Forschung und in den Studienordnungen verankern

Vertreter:innen von acht nordrhein-westfälischen medizinischen Fakultäten haben deshalb darüber gesprochen, wie Geschlechteraspekte in der Medizin an ihren Universitäten berücksichtigt werden. Ebenfalls erörterten sie, was nötig ist, um das Thema in den Studienordnungen der Fakultäten und in der humanmedizinischen Forschung zu verankern. Dabei zeigte sich, dass die Berücksichtigung von geschlechtersensiblen Aspekten in Forschung und Lehre an den unterschiedlichen Standorten stark voneinander abweicht; vielerorts hängt es von engagierten Einzelpersonen ab, dass Fakultäten das Thema in Lehre und Forschung einplanen.

Das jetzt gegründete Netzwerk Geschlechtersensible Medizin NRW soll die Auseinandersetzung mit dem Thema an den beteiligten Fakultäten stärken. Der neue Zusammenschluss organisiert sich unter dem Dach des Netzwerkes Frauen- und Geschlechterforschung NRW – darin sind wiederum mehr als 400 Wissenschaftler:innen von insgesamt 40 Hochschulen und sechs hochschulnahen Forschungseinrichtungen aktiv.

Individualisierte Medizin für Patient:innen vorantreiben

Prof. Dr. Petra Thürmann gehört zu den Netzwerkgründerinnen. „Mit dem Zusammenschluss machen wir das Thema geschlechtersensible Medizin in NRW sichtbar“, sagt sie. „Das ist enorm wichtig, denn geschlechtersensible Medizin ermöglicht uns, besser auf individuelle Krankheitsbilder einzugehen, Symptome richtig zu interpretieren oder Medikamente bedarfsgerecht zu dosieren. Wenn wir unser Wissen dazu bündeln, können wir die individualisierte Medizin für Patientinnen und Patienten bedeutend voranbringen“, ist sie überzeugt. Das Netzwerk wird künftig gemeinschaftlich geschlechtersensible Lehrmaterialen erstellen, Forschungsprojekte anbahnen sowie Tagungen und Vorträge organisieren.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website zum neuen Netzwerk.

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Prof. Dr. Petra Thürmann (Foto: UW/H)

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