Claudia Robles-Angel
Artist in Residence von November 2024 bis Juni 2025
Von November 2024 bis Juni 2025 war Claudia Robles-Angel als Residenzkünstlerin an der Universität Witten/Herdecke tätig. In ihrer künstlerischen Praxis nutzt sie häufig Verfahren, die normalerweise in medizinischen Kontexten eingesetzt werden, um Körperfunktionen in Echtzeit zu messen – etwa Hautfeuchtigkeit, Herzschlag oder Gehirnströme. Diese lautlosen, zahlenbasierten Daten verwandelt sie in überraschende akustische und visuelle Erlebnisse. Das automatisierte Protokollieren von physiologischen Vorgängen wird bei Claudia Robles der wissenschaftlichen Interpretation entzogen und zur digitalen Datenbasis von physischen künstlerischen Ereignissen. Ihre Herangehensweise unterscheidet sich von der wissenschaftlicher Studien, ist aber dennoch forschend und erkenntnisfördernd. Aus ihrer experimentellen Haltung ergaben sich vielfältige Anknüpfungspunkte zum Austausch mit Wissenschaftler*innen der Fakultät für Gesundheit.
Zum Abschluss ihrer Künstlerresidenz wandte sich Claudia Robles einer reduzierten, beinahe kontemplativen Untersuchung zu, in der sie das Hören als elementare Erfahrung fokussierte. Als Komponistin von eigenständigen elektronischen Musikstücken, in die sie oft natürliche Akustikaufnahmen, sogenannte Field Recordings, einbettet, verfügt sie über ein feines Gespür für die Besonderheiten von Geräuschen und Klängen. Ihr Anliegen ist dabei nicht die musikalische Gehörbildung im klassischen Sinn, sondern eine Sensibilisierung für Klangumgebungen – unabhängig davon, ob diese von Natur, Technik oder Alltagsumgebungen stammen. An einer Universität, an der angehende Mediziner*innen und Psycholog*innen auch das Zuhören als zentrale Fähigkeit erlernen, regte Claudia Robles Studierende eines Seminars im Studium Fundamentale dazu an, sich mit der Praxis des „Deep Listening“ der US-amerikanischen Komponistin Pauline Oliveros zu befassen. Damit lenkte sie die Aufmerksamkeit auf das Leise, das Flüchtige und das scheinbar Nebensächliche, und damit auf das, was im Alltag leicht überhört wird.
In Zusammenarbeit mit Studierenden entstand so ein Sound-Parcours über den Campus, bei dem die Teilnehmenden an ausgewählten Stationen für spezifische Klangqualitäten sensibilisiert wurden. Am 5. Juli 2025 wurde dieser öffentlich vorgestellt: Besucher*innen konnten in begleiteten Spaziergängen eine Stunde lang den klanglichen Eigenheiten des Campus nachspüren. Ergänzt wurde das Projekt durch die Publikation Whispers of the Terrain. A Sound Cartography of the Witten/Herdecke Campus, die über QR-Codes Audioaufnahmen zugänglich macht. Eine Videodokumentation hält die besonderen Momente des Parcours und die konzentrierte Atmosphäre unter den Teilnehmer*innen fest.

