Umgang mit Sinnfragen in der medizinischen Versorgung chronisch somatisch erkrankter Patient:innen
Qualitative Erforschung aus der Sicht von niedergelassen und stationär tätigen Ärzt:innen
Projektübersicht
Hintergrund der Studie
Menschen mit chronischen körperlichen Erkrankungen haben immer wieder Sinnfragen und leiden unter Sinnlosigkeit. Dies wird z.B. deutlich in einer Studie von Dezutter und Kolleg:innen (2013), die zeigen konnten, dass ein beträchtlicher Teil der befragten chronisch kranken Menschen Schwierigkeiten hatte, Lebenssinn zu erleben: Sie steckten entweder in einer erfolglosen Sinnsuche fest oder versuchten erst überhaupt nicht danach zu suchen. Gleichzeitig zeigen Reviews und Metaanalysen, dass Sinnerleben ein outcome-relevanter Faktor in der psychotherapeutischen und medizinischen Gesundheitsversorgung ist:
„Overall, higher levels of meaning are clearly associated with better physical health, as well as with behavioral factors that decrease the probability of negative health outcomes or increase that of positive health outcomes.” (Roepke et al., 2014).
Zudem scheinen sich viele Ärzt:innen häufig mit Sinnfragen bzw. spirituellen Anliegen eher überfordert und/ oder nicht ausreichend ausgebildet zu fühlen, so dass sie daher nicht bzw. nur ungenügend auf die Bedürfnisse ihrer Patient:innen eingehen oder sie gar nicht erst wahrnehmen können. Dies ist umso bedeutender, da Ärzt:innen aufgrund ihrer Autorität, in ihrer Rolle als Vertrauensperson und erste/r Ansprechpartner:in eine Schlüsselrolle inne haben, die sie nutzen können, um Patient:innen im Sinnfindungs- und damit auch Gesundungsprozess bestmöglich zu unterstützen und/ oder Unterstützung zu vermitteln.
Ziele der Studie
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Projektes, den Umgang mit Sinnfragen aus der Sicht von niedergelassen und stationär tätigen Ärzt:innen (Innere Medizin/Kardiologie, Orthopädie, Neurologie) im Rahmen ihrer Behandlung chronisch erkrankter Patient:innen qualitativ zu untersuchen. Denn bislang liegen national und international kaum Studien dazu vor, wie Ärzt:innen den Umgang mit Sinnfragen während ihrer Patient:innen-Behandlung erleben, konkret gestalten sowie welche Auswirkungen die Arbeit mit Sinnfragen für sie und ihre Patient:innen hat.
Erwarteter Nutzen der Studie
Neben der Schließung der o.g. Forschungslücke wären die Ergebnisse der vorliegenden Studie ein erster Schritt, um die ärztliche Versorgung bei Sinnfragen chronisch körperlich erkrankter Patient:innen möglicherweise zu verbessern. Dies kann durch das Herausarbeiten praktischer Handlungsempfehlungen für den ärztlichen Alltag, für das Medizinstudium sowie für die Aus- und Weiterbildung von Ärzt:innen erfolgen.
Weitere Informationen
- Laufzeit: seit 2024
- Förderung: Software AG Stiftung
- Verantwortlich: Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin | Professur für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie)
Aktueller Stand des Projekts
Der Datensatz der stationär tätigen Ärzt:innen befindet sich derzeit in der Auswertung. Die Befragung der niedergelassen tätigen Ärzt:innen läuft derzeit noch.
Projektleitung

Prof. Dr. med.
Gabriele Lutz
Professorin
Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin) | Professur für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Gerhard-Kienle-Weg 4
58313 Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke