Wie psychologische Forschung Frauen mit sexueller Unlust hilft

Warum fällt es so schwer, über Sexualität zu sprechen – vor allem dann, wenn Probleme auftreten? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Julia Velten. Sie wurde auf den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie I an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) berufen. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung: sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen. „Viele Betroffene leiden still – aus Scham, aus Unsicherheit oder weil sie gar nicht wissen, dass es wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt“, erklärt Velten.

Therapie statt Tabu: Wege aus der sexuellen Unlust

Die Bandbreite reicht von einem verminderten Verlangen bis hin zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Anders als bei Männern, für die mit Präparaten wie Viagra oder Cialis pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten bestehen, gibt es für Frauen bislang kaum vergleichbare Ansätze. „Deshalb setzen wir auf psychologische Verfahren – etwa kognitive Verhaltenstherapie oder achtsamkeitsbasierte Methoden. Sie helfen Frauen, ihren Körper besser wahrzunehmen und ihre Sexualität positiv zu erleben“, sagt Velten.

Sie entwickelt außerdem digitale Angebote, die Betroffene anonym nutzen können. Diese Form der Selbsthilfe soll Barrieren abbauen. Ein neues digitales Angebot für Frauen mit sexueller Unlust und gleichzeitig auftretenden Depressionen ist derzeit in Planung und wird nächstes Jahr im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie zu nutzen sein. „Viele wünschen sich zwar, mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über Sexualität zu sprechen, doch oft fehlt die Zeit oder die Offenheit auf Seiten der Behandelnden. Wir wollen hier neue Wege gehen.“

Studierende für Forschung begeistern

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Prof. Dr. Julia Velten setzt noch vor der eigentlichen Therapie an: bei der Diagnose. Sie untersucht, wie sich sexuelle Funktionsstörungen zuverlässig feststellen lassen und wie sie mit psychischen Belastungen, etwa Depressionen oder Ängsten, zusammenhängen.  Hier arbeitet Velten mit Interviewleitfäden, die künftig auch für Männer erweitert werden.

In der Lehre ist sie in allen klinischen Veranstaltungen im Bachelor- und im Master-Studiengang Psychologie aktiv, ebenso in den Weiterbildungen für Psychotherapie. Sie bereitet Studierende gezielt auf die Approbationsprüfung vor. Ein besonderes Anliegen: Begeisterung für wissenschaftliches Arbeiten wecken und junge Talente auf ihrem Weg in die Forschung begleiten: „Ich möchte, dass Studierende lernen, fachlich exzellent zu arbeiten – und gleichzeitig sehen, wie wichtig Vereinbarkeit von Familie und Beruf für eine gelingende Karriere ist.“

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Prof. Dr. Julia Velten wurde auf den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie I an der Universität Witten/Herdecke berufen.

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Svenja Malessa

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