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Nachricht vom 10.10.2017
UniversitätWirtschaft und GesellschaftStudium fundamentale

Die Bürgeruniversität blickt nach China

Prof. Dr. Martin Woesler

Prof. Dr. Martin Woesler

Die Bürgeruniversität blickt nach China

Prof. Dr. Martin Woesler spricht am 18. Oktober 2017 über prosperierende Wirtschaft und hochgeschätzte Bildung in einem unfreien Land.

Die Bürgeruniversität blickt am Mittwoch, den 18. Oktober ab 20 Uhr nach China: Prof. Dr. Martin Woesler, der an der Universität Witten/Herdecke die Professur für Literatur und Kommunikation in China innehat, spricht über „China kontrovers – Prosperierende Wirtschaft und hochgeschätzte Bildung in einem unfreien Land.“ Die Bürgeruniversität im Haus Witten, Ruhrstr. 86, ist eine gemeinsame Veranstaltung der Universität Witten/Herdecke (Fakultät für Kulturreflexion) und der VHS Witten-Wetter-Herdecke. Der Eintritt beträgt 7 Euro, für Studierende und Schüler 5, Euro.

Prof. Dr. Martin Woesler beschäftigt sich in diesem Vortrag mit den Widersprüchen in der Entwicklung der werdenden Weltmacht China und stellt die Frage, ob wir Europäer etwas von den Chinesen lernen können. China erscheint im europäischen Blick als Land der Extreme: Das bevölkerungsreichste Land der Erde war in der Geschichte lange führend und versteht sich als ‚Wiege menschlicher Zivilisation’. Heute ist es in Größe und Wirtschaftsleistung den USA ebenbürtig geworden und sucht nun selbstbewusst nach seinem neuen Platz in der Welt. Mit dem Mythos der ‚friedlichen Kulturnation’ versucht man nach dem Muster früherer Sinisierung von Peripherie nun die ganze Welt mit Chinesisch-Kursen in Konfuzius-Instituten, mit Kulturexport zu beglücken oder, wie es in chinesischer Propaganda heißt, zu ‚harmonisieren’.

„Wir Europäer haben schon viel von China gelernt und sind bis heute fasziniert von der exotischen, entfernten Kultur. In China galt Literatur seit Jahrtausenden als Auswahlkriterium für Beamte, bis heute sind Tang- und Song-Gedichte weltweit unerreicht, lassen wir uns von Romanen wie dem Traum der Roten Kammer verzaubern“, erläutert Woesler den Reiz des fernen Landes. „Chinesisch essen zu gehen ist in Mode, viele probieren chinesische Kampfkunst oder Akupunktur aus und chinesische Zeichen sind ein beliebtes Tattoo-Motiv. Aber China ist für uns in Europa auch immer ein Beispiel für ein totalitäres Regime.“ Das hässliche Gesicht der neuen Weltmacht zeigt sich für Woesler im Inland, in dem Menschenrechte, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit mit Füßen getreten werden, in dem Totalüberwachung herrscht und Regimetreue mit Sesam-Credit-Points belohnt wird. Das hässliche Gesicht zeigt sich auch im Ausland, wenn China sein Gebiet auch über den Ozean ausdehnen will, sich dort mit Kriegsschiffen Inseln und Ölfelder einverleibt. Oder wenn es verkündet, sein Monopol auf seltene Erden durch künstliche Verknappung schamlos auszunutzen und damit die Welt gewissermaßen zu erpressen.

Prof. Woesler wird in seinem Vortrag einen weiten Bogen von einem quasi „China-verrückten“ Europa des 18. Jahrhunderts über den Boxeraufstand, Opiumkriege und die Mao-Zeit bis heute spannen, wo China versucht, mit viel Geld (z.B. in Werbekampagnen auf dem Times Square, mit Konfuzius-Instituten etc.) und ersten Taten (Expansion, Zensur auch im Ausland), ‚die Welt zu sinisieren’, und es gelegentlich nicht zu verstehen scheint, warum die Welt sich nicht unbedingt sinisieren lassen möchte.

Prof. Dr. Martin Woesler hat die Professur für Literatur und Kommunikation in China an der Universität Witten/Herdecke inne. Er hat mehrere Bücher über China veröffentlicht, darunter die „Geschichte des chinesischen Essays in Moderne und Gegenwart“, „Chinesische Literatur in deutscher Übersetzung“, „Konfuzianismus als Hauptströmung chinesischer Geistesgeschichte“ sowie eine Übersetzung des „Traums der Roten Kammer“. Er war an der Harvard-Universität tätig und ist derzeit neben der Professur in Witten Gastprofessor an der Peking Normal University in China.

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