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Nachricht vom 26.01.2023
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Nachruf auf Herrn Professor Dr. med. Eduard David

 Professor Dr. med. Eduard David (Foto:Privat)
Professor Dr. med. Eduard David (Foto:Privat)

Nachruf auf Herrn Professor Dr. med. Eduard David

Vergangene Woche ist Herr Prof. Eduard David im Alter von 87 Jahren friedlich entschlafen.

"Mein Name ist David!" Viele Menschen, die an der Universität Witten/Herdecke studiert, gearbeitet und geforscht haben, haben diesen Satz irgendwann gehört. Entweder als frisch eingestellte wissenschaftlich Mitarbeitende, bei wissenschaftlichen Vorträgen oder Strategie- und Leitbildkonferenzen der Universität Witten/Herdecke.

Und jeder erinnert sich an den ganz spezifischen Klang, der dabei mitschwang: die Konsonanten scharf gesetzt und das "a" gedehnt. Schon in der Ansprache ahnte man: Jetzt kommt etwas Besonderes. Das konnte vieles sein: Eine Anekdote aus dem Universitätsleben, ein Kommentar zu einer Fakultätsratsentscheidung oder eine Frage in einem öffentlichen Plenum. Immer mit einer Prise Humor in der Stimme. Im Gespräch konnte auch sein Erstaunen herauskommen. Ein langes "Waaas?" von ihm führte dann nicht selten dazu, dass neuberufene Kolleg:innen unverhofft Einblicke in den Maschinenraum seiner Universität Witten/Herdecke bekamen, die an Eindrücklichkeit auch Jahre danach noch Spuren hinterließen.

Spuren des Mannes, der die Fakultät für Medizin von ihrer Entstehung an 40 Jahre lang begleitet und entscheidend durch seine Aufbauarbeit geprägt hat. Sei es in der Gremienarbeit als Vorsitzender der Promotions- und Habilitationskommission, als Mitglied des Fakultätsrates, der Aufnahmekommission sowie der Ethik-Kommission oder als Lehrstuhlinhaber und Leiter des Instituts für Normale und Pathologische Physiologie: Eduard David war seit 1983 eine Instanz der Universitätsmedizin Witten/Herdecke. Noch unter dem Gründungspräsidenten Dr. Konrad Schily eingestellt, hat er die Geschicke der damaligen Fakultät für Medizin maßgeblich mitbestimmt und mitgestaltet – manchmal auch als Stellvertreter des Dekans.

Geboren in Prag und aufgewachsen in Brünn, kam er nach dem 2. Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft und übersiedelte mit seiner Familie nach Bayern. Er studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Humanmedizin und arbeitete nach dem Staatsexamen ab 1965 unter Professor Wolf-Dieter Keidel als wissenschaftlicher Assistent am dortigen Institut für Physiologie und Biokybernetik vorwiegend auf den Gebieten der Physiologie des Gehörs, des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf die menschliche Gesundheit und Befindlichkeit. Nach seiner Habilitation im Jahr 1972, mit der er auch den Habilitationspreis der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gewonnen hatte, wurde er nach wenigen Jahren 1978 zum C2-Professor ernannt.

Nach seinem Ruf an die Universität Witten/Herdecke im Jahr 1983 setzte er diese seine oben genannten Forschungsvorhaben und -interessen als erster festangestellter Wittener Lehrstuhlinhaber der Physiologie mit großer Begeisterung um. Die Materialen dazu brachte er auch gerne aus Erlangen mit. Seine Gabe, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge Studierenden und wissenschaftlichen Laien eingängig zu erklären, ist hier besonders erwähnenswert. Seine Lehrveranstaltungen machten dem Auditorium Mut und weckten das Interesse, sich näher mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen.

In der Forschung widmete er ein besonders liebevolles Interesse auch der Erforschung von Musikwir-kungen auf verschiedenste Bioparameter und hatte nicht unerheblichen Anteil am Entstehen und Gedeihen des damaligen Instituts für Musiktherapie der UW/H, dem er sich immer sehr verbunden fühlte. Auch der im kulturellen Universitätsleben fest verankerte Chor der Universität Witten/Herdecke geht auf seine Initiative zurück. Privat zog er aus seiner musikalischen Aktivität im Familienorchester für Musik der Renaissance und des Frühbarock mit Ehefrau und fünf Kindern viel Kraft für den Alltag in Forschung und Lehre sowie für die Leitung seines Institutes.

Aktive Mitgliedschaften und Mitarbeit in wissenschaftlichen Fachgesellschaften wie der Deutschen Physiologischen Gesellschaft (DPG), Erlangen, oder der BioElectroMagnetics Society (BEMS), Frederick, Maryland, USA sowie der Strahlenschutzkommission des Bundesumweltministeriums und zudem in Komitees und Unterkomitees der Deutschen Elektrotechnischen Kommission (DKE) runden sein wissenschaftliches Profil ab. Sein Institut gewann dreimal den Preis der Deutschen Gesellschaft für Elektromagnetische Verträglichkeitstechnologie.

Vergangene Woche ist Herr Prof. Eduard David im Alter von 87 Jahren friedlich entschlafen. Uns allen, der Universitätsgemeinschaft, der Fakultät für Gesundheit und hier vor allem dem Department für Humanmedizin sowie den vielen Ärztinnen und Ärzten, die durch seine Schule gegangen sind, und besonders seinen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird er fehlen. Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Familie und seinen Angehörigen. Aber egal, wie und wo er jetzt ist, eines ist sicher: Er wird sich mit einem verschmitzten Lächeln dort vorstellen: „Mein Name ist David.“

Witten, den 23.01.2023

Thomas Ostermann und Jörg Reißenweber


Für die Fakultät für Gesundheit

Margareta Halek       Stefan Zimmer        Heike Schütter


Für das Department für Humanmedizin

Anja Ehrhardt

 

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