Forschende der Universität Witten/Herdecke (UW/H) nehmen die Kommunikation zwischen Menschen und künstlichen Intelligenzen aus geistes- sowie sozialwissenschaftlicher Perspektive unter die Lupe

Ohne groß darüber nachzudenken, kommunizieren wir heute fast täglich mit künstlichen Intelligenzen. Egal, ob es um die Spracheingabe einer Adresse im Auto geht, einer Recherche auf dem Smartphone oder um das Einschalten einer Lampe – wie selbstverständlich sind „smarte“ Gegenstände im Alltag unser kommunikatives Gegenüber. Die Interaktionen gehen dabei nicht immer vom Menschen aus. Aktuelle Fahrzeugmodelle etwa überwachen die Geschwindigkeit und geben dem Fahrer oder der Fahrerin unaufgefordert Signale. Neueste Sprachprogramme lassen kaum noch erahnen, dass die Konversation mit einer KI geführt wird und auch als Kunstschaffende erzielen die Maschinen beeindruckende Ergebnisse.

Grund genug für Martin W. Schnell und Lukas Nehlsen vom Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik im Gesundheitswesen an der UW/H zu fragen, was durch diesen Teil des Digitalisierungsprozesses mit uns und unserem bisherigen Verständnis vom Menschsein passiert. In ihrem Buch „Begegnungen mit künstlicher Intelligenz“, befassen sie sich als Herausgeber und Autoren gemeinsam mit acht weiteren Forscherinnen und Forschern mit den verschiedenen Aspekten dieses spannenden Themas. „Ausgehend von Martin Bubers Motto ‚Der Mensch wird am Du zum Ich‘ fragen wir, was passiert, wenn das Gegenüber durch eine KI oder einen Roboter ersetzt wird, der oder die aufgrund seines Status in der Interaktion nicht mehr zweifelsohne als Es charakterisiert werden kann, sondern zumindest einen Anspruch auf das Du erhebt“, so Lehrstuhlinhaber Prof. Schnell.

Die Bandbreite der Beiträge ist enorm. So werden beispielsweise folgende Fragen behandelt: Was bedeutet es, mit einer Maschine zu musizieren, sich von einem Roboter pflegen zu lassen, mit einer KI ein intelligentes Gespräch zu führen? In welcher Hinsicht werden KIs zu normalen Partnern des Alltags? Gibt es neue Antworten auf die alte Frage nach dem ‚Geist‘ in der Maschine? Oder muss diese Frage heute ganz anders gestellt werden?

All das und mehr behandeln die Autor:innen des Bandes aus philosophischer, soziologischer und kunstwissenschaftlicher Sicht. Dazu zählen unter anderem Prof. Renate Buschmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Digitale Künste und Kulturvermittlung sowie Jonathan Harth und Martin Feißt vom Lehrstuhl für Soziologie an der UW/H.

Informationen zum Buch:

Lukas Nehlsen, Martin W. Schnell
Begegnungen mit künstlicher Intelligenz
Intersubjektivität, Technik, Lebenswelt
252 Seiten
ISBN 978-3-95832-288-2
39,90 Euro