Aktuelles
Nachricht vom 13.11.2020
Wirtschaft und GesellschaftUniversität

Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit: Interview mit Domenik Treß

Dominik_Tress.jpg

Domenik Treß ist an der UW/H als Nachhaltigkeitsmanager tätig

Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit: Interview mit Domenik Treß

Domenik Treß arbeitet an der Uni Witten/Herdecke als Nachhaltigkeitsmanager und bildet damit die Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit. Ein Gespräch über Nachhaltigkeit in der Lehre, gesünderes Essen am Campus, klimafreundliche Mobilität und sein Ziel, diesen Entwicklungsprozess als Gemeinschaftsaufgabe an der Uni Witten/Herdecke voranzubringen.

Welches Ziel und welche Vision verbindet die Universität mit der Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit?

Nachhaltige Entwicklung betrifft letztlich alle Bereiche an unserer Universität und wird in Zukunft immer relevanter. Somit ist es an der Zeit, dass wir eine Herangehensweise für die gesamte Uni entwickeln. Wir werden ein neues, nachhaltiges Gebäude haben, aber auch die Organisation, die dort einzieht, soll nachhaltiger werden. Dafür bin ich da, möchte bündeln und vernetzen, um diesen Entwicklungsprozess als Gemeinschaftsaufgabe voranzubringen.

Unsere Kernformate sind dabei Forschung und Lehre. Alle Menschen, die durch ein Studium an der UW/H gehen, sollen befähigt werden, Teil des Wandels hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu sein. Im Sinne von „Witten wirkt“ kann die UW/H durch Forschung und Lehre einen enormen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Natürlich ist aber auch wichtig, dass die UW/H selbst klimaneutral wird.. Ich würde gerne dahin kommen, dass wir sagen, Nachhaltigkeit gehört in unsere DNA, in den Kern unserer Organisation. Die Menschen, die jetzt aus den Schulen an die Unis kommen, erwarten das von uns. Wenn wir auf der Fahne stehen haben „Soziale Verantwortung fördern“, dann betrifft das auch den Klimaschutz und Nachhaltigkeit allgemein. Und zwar als gemeinsame Aufgabe. Jeder an der UW/H hat einen Einflussbereich. Und den möchte ich mir gemeinsam mit allen ansehen und weiterentwickeln.

Was sind konkrete Projekte, die Sie bearbeiten?

Ein konkretes Thema, das ich möglichst bald weiterentwickeln möchte, ist beispielsweise das Abfallmanagement oder der Energieverbrauch. Hier setze ich mich mit der Haustechnik zusammen und schaue, wie ist es aktuell und welche Prozesse müssen wir ändern, um hier nachhaltiger zu werden?

Neben so konkreten materiellen Themen beschäftigt mich aber natürlich auch, was mehr Nachhaltigkeit in der Lehre bedeutet. Mit dem Zentrum für Studium fundamentale zusammen habe ich einige Kurse geplant, sodass das Orientierungsjahr nun auch einen Schwerpunkt „Nachhaltiger Wirtschaften“ hat. Auf der anderen Seite möchte ich auch einen Austausch mit Dozierenden darüber führen, was Nachhaltigkeit in der Lehre, in der Didaktik bedeutet.

In welchen Bereichen hat sich die UW/H bereits verändert und wird sich verändern?

Wir haben eine neue Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, die sich interdisziplinär unter anderem einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung widmen will. Das finde ich klasse! Im Gesundheitsbereich zeigen die Ambulanzen beispielhaft, wie ein nachhaltigeres Gesundheitswesen aussehen kann.

Und in einigen Bereichen, die den Alltag der Universitätsgemeinschaft prägen, hat sich auch schon viel getan. In unserer Cafeteria bieten wir bio-regionales Essen an, weniger Fleisch, mehr vegetarisches und veganes Essen, viele Fair-Trade-Produkte und vermeiden eine Menge Verpackungsmüll.

Ein weiteres großes Thema ist die Mobilität. Wie kommen wir zum Campus? Welche Infrastruktur bietet die Uni? Kann man auch nach einer längeren Fahrt mit dem Fahrrad duschen? Sein E-Bike sicher abschließen? Durch den Neubau können wir dafür vieles lösen.

Aber eben auch Dinge, die eher im Versteckten liegen. Mir geht es beispielsweise darum, mit den Dozierenden ins Gespräch zu kommen, wie viel geflogen werden muss. Mir ist bewusst, dass das ein sensibles und schwer messbares Thema ist, weil wir natürlich auch international wirken und uns austauschen wollen. Dennoch muss sich jeder und jede fragen, ob man wirklich fliegen muss oder digitale Wege in Betracht gezogen werden können.

Werde ich, zum Beispiel als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, Veränderung direkt spüren?

Das ist pauschal schwer zu beantworten und kommt auf den Bereich an. Ob aus meiner Steckdose Ökostrom oder konventioneller Strom kommt, merke ich nicht. Eine nachhaltigere Mobilität wiederum erfordert durchaus das Verändern von Routinen, z.B. mehr digitale Austauschformate, um weniger zu reisen. Spürbar wird es sicherlich vor allem im positiven Sinne. Es gibt gesünderes Essen, klimafreundliche Mobilität, spannende Projekte wie das Stadtradeln. Bemerkbar machen sich auch neue Organisationskulturen, dafür ist z.B. auch das Thema „Diversity“ enorm wichtig. Nachhaltigkeit soll letztlich auch mehr Vielfalt bedeuten.

Inwieweit wird das Thema Nachhaltigkeit in die Lehre an der UW/H implementiert?

Ich sehe, dass wir hier schon viel tun und in erster Linie ist das auch Aufgabe der Fakultäten. Da gibt es aber auch noch Potenzial durch mehr Kooperationen, nach innen und nach außen. Und ich finde, wir sollten selbstbewusster zeigen, was wir hier bereits tun. In Studiengängen wie PPÖ oder auch in der Pflege sind Nachhaltigkeitsperspektiven schon stärker vertreten.

Haben alle größeren Organisationen mittlerweile Nachhaltigkeitsmanagerinnen oder Nachhaltigkeitsmanager?

In der Industrie hat fast jedes Unternehmen mittlerweile Nachhaltigkeitsmanagerinnen. Da ist die Kernaufgabe, sich die gesamte Wertschöpfungskette anzuschauen und diese nachhaltiger zu gestalten. Von der Produktion bis hin zum Endprodukt. Im Bildungsbereich gibt es diese klassische Wertschöpfungskette nicht. Bei uns ist das Produkt der Studiengang. Natürlich ist ein klimafreundlicher und sozialer Universitätsbetrieb die Basis. Aber noch wichtiger ist die akademische Seite. Das Weiterentwickeln, wie wir junge Menschen befähigen, gesellschaftlichen Wandel zu gestalten. Beides parallel zu tun, finde ich sehr reizvoll.

Warum interessieren Sie sich für diesen Bereich so sehr?

Nachhaltigkeit war schon immer mein Thema und das auf den verschiedensten Ebenen. Und über mein studentisches Engagement für die Gründung des Initiativlabors bin ich dann in das Neubauprojekt gerutscht und habe seit 2018 als Assistent im Präsidium und im Neubauteam vor allem für die Nachhaltigkeit in der Campuserweiterung gearbeitet. Jetzt, wo der Neubau gebaut wird, macht es Sinn, sich wirklich die gesamte Organisation anzuschauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Übersicht

Bereich:
Wirtschaft und GesellschaftUniversität

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: