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Nachricht vom 02.07.2018
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Wittener Studierende sprechen nicht über, sondern mit Flüchtlingen

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Wittener Studierende sprechen nicht über, sondern mit Flüchtlingen

Mit einem Wochenendseminar wollten Studierende der Universität Witten/Herdecke und die Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Witten“ das Thema zurück in den Fokus rücken.

In diesen Tagen wird meist über Flüchtlinge gesprochen. Studierende der Universität Witten/Herdecke (UW/H) wollten aber bewusst mit ihnen reden. Im Rahmen eines Wochenendseminars ließ die studentische Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Witten“ deshalb Welten zusammenkommen: 13 UW/H-Studierende, 17 Geflüchtete und der Wittener Professor Kazuma Matoba reisten für drei Tage in die Eifel nach Monschau, um vor historischer Kulisse über Integration zu diskutieren. Im Mittelpunkt standen dabei die Fragen, wie Geflüchtete Integration erleben und wie diese auf lokaler Ebene gelingen kann. Gefördert wurde das Projekt von der „Patenschaft für Demokratie Witten“ mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Demokratie Leben!“.

„Mit dem Seminar wollten wir das Thema Integration zurück in den Fokus rücken und einen Begegnungsraum schaffen“, sagt UW/H-Student Nils Luerweg. „Der Austausch zwischen Geflüchteten und Studierenden hat eine intensive Reflektion des Begriffs zugelassen. Während der gemeinsamen Zeit haben wir viele Gemeinsamkeiten entdeckt, in den offenen Diskussionen kamen aber auch Probleme zur Sprache, mit denen wir uns als Gesellschaft weiter auseinandersetzen müssen.“

Persönliche Geschichten und die gemeinsame Auseinandersetzung mit Heimat und Herkunft schafften zu Beginn eine vertrauensvolle Stimmung. Danach berichteten die Geflüchteten von ihren Integrationserfahrungen in Deutschland. Dabei sprachen sie offen über Dankbarkeit für die Hilfsbereitschaft, über Besonderheiten der deutschen Lebensweise, aber auch über Diskriminierungsgefühle. Besonders eindrücklich schilderte ein Syrer die Konsequenzen von politischen Entscheidung: „Die syrische Botschaft hat meinen Reisepass nicht verlängert. Deshalb darf ich die EU momentan nicht verlassen. Doch meine Familie darf nicht hinein, seitdem der Familiennachzug ausgesetzt wurde. Ich habe meine Frau und meine Kinder seit drei Jahren nicht gesehen, für die nächste Zeit wurde mir die Hoffnung genommen. Ich fühle mich wie in einem offenen Gefängnis, dass ist gegen die Menschlichkeit!“

Die Seminarteilnehmer diskutierten gemeinsam auch bestehende und denkbare Integrationskonzepte auf kommunaler Ebene. Einigkeit bestand darin, dass Sprachpraxis und Bildung sowie Arbeitsplätze als Ort der gesellschaftlichen Integration essenziell für Gelingen sind. Zum Ende des Seminars wurde zudem deutlich, wie wichtig der gegenseitige Austausch ist, um Vorurteile abzubauen. Ein zentrumsnaher Begegnungsort für Hausaufgabenbetreuung, den Austausch mit Deutschen, das Vertiefen der Sprachkenntnisse, Musik und das gemütliche abendliche Zusammensein stellte sich als gemeinsame Vision heraus.

Initiatorin Laura Pommerenke ist sich sicher, dass ein zentrales Anliegen von Geflüchteten der intensivere Kontakt zur lokalen Bevölkerung ist, um Teil des alltäglichen Lebens zu werden: „Wir sind in den drei Tagen als Gemeinschaft zusammengewachsen, haben uns kennen und schätzen gelernt, vieles miteinander geteilt und sind am Ende mit dem Gefühl auseinandergegangen, ein Stück Familie zurückzulassen. Wir freuen uns schon sehr auf das Wiedersehen beim Picknick im Lutherpark in Witten, das wir als Studentische Initiative ‚Willkommen in Witten‘ organisieren. Diese Begegnungsorte sind das beste Mittel, um Austausch, Vertrauen und Integration zwischen Geflüchteten und der Bevölkerung zu schaffen.“

Weitere Informationen:
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